Nach dem Ausbruch der „afrikanischen Schweinepest“ (ASP) in einem Sauenbetrieb in Emsbüren (Landkreis Emsland) beschäftigt das Landwirtschaftsministerium nun die Frage, wie in naher Zukunft mit den rund 200.000 Schweinen in der unmittelbaren Umgebung des Betriebes umgegangen werden kann. In einem Radius von zehn Kilometern um den betroffenen Betrieb herum gilt derzeit eine Restriktionszone, in der sich nach Angaben des Ministeriums 296 schweinehaltende Betriebe mit rund 195.000 Tieren befinden. Noch bis kommenden Montag, 11. Juli, gilt in dieser Region ein kompletter Stillstand, den die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim entsprechend in Allgemeinverfügungen verhängt haben. Die Tiere dürfen also weder geschlachtet noch abtransportiert werden.

Agrarministerin Barbara Otte-Kinast und Seuchenschutzexperte Prof. Michael Kühne informieren über die aktuelle Lage zur afrikanischen Schweinepest. | Foto: Kleinwächter

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat sich am Mittwochnachmittag mit Vertretern von Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben abgestimmt, wie in der kommenden Woche weiter verfahren werden kann. „Die Tiere müssen der Schlachtung zugeführt werden, denn sonst wird es zu eng in den Ställen und wir bekommen Tierschutzprobleme“, erklärte die Ministerin gestern vor Journalisten und führte aus, dass es nun die wichtigste wirtschaftliche Hilfestellung für die Betriebe sei, bei der Abstimmung eines Schlachtungsplans zu unterstützen.


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Nach dem 11. Juli soll es unter Umständen wieder erlaubt werden, Tiere außerhalb der Sperrzone zu transportieren, erklärte Prof. Michael Kühne, der im Landesagrarministerium für Tierseuchenbekämpfung zuständig ist. Allerdings werden dafür Ausnahmegenehmigungen erforderlich sein, die einzeln beantragt werden müssten. Die Schlachtung und Vermarktung der Tiere innerhalb des Restriktionsgebiets werden zudem an eine „sehr aufwändige Prüfung“ gebunden sein, erläuterte er weiter. Die Europäische Kommission beschäftigt sich derzeit standardmäßig mit dem Ausbruchsgeschehen in Emsbüren und wird weitere Details, auch etwa zur Dauer der Sperrzone, in einem Durchführungsbeschluss festlegen.

Weiteres zu den Vorgaben aus Brüssel erläuterte Prof. Kühne gestern in der Sitzung des Agrarausschusses des Landtags. Zur Beurteilung der Lage wurden der EU-Behörde Daten über das zuständige Bundesministerium zugeliefert. Laut Landesagrarministerium umfassen diese Informationen unter anderem geografische Angaben zu der Sperrzone, eine chronologische Darstellung der Ereignisse und der bereits getroffenen Maßnahmen, eine Zusammenstellung der vorgesehenen Maßnahmen in der Sperrzone sowie erste Ergebnisse der Untersuchungen und epidemiologischen Ermittlungen.

Keine Vorkehrungen jenseits der Schutzzone

Innerhalb der Zehn-Kilometer-Grenze rund um den betroffenen Betrieb werden weitere klinische Untersuchungen in Hausschweinbeständen vorgenommen, sowie tote Wildtiere untersucht. Niedersachsens Agrarministerin Otte-Kinast bekräftigte allerdings noch einmal, dass weitere Vorkehrungen wie etwa das Errichten von Schutzzäunen nicht geplant seien, da es sich lediglich um einen Ausbruch innerhalb eines Hausschweinbestandes handelt. Die Ministerin geht jedoch davon aus, dass sich auch ohne angewiesene Schutzmaßnahmen einiges tun wird: „Das war ein Weckruf für alle Betriebe, jeder Landwirt wird jetzt ganz besonders darauf achten, dass sein Betrieb sauber bleibt.“

Tötungen im Kontaktbetrieb vollzogen

In einem Betrieb in Freren, der jenseits der Restriktionszone liegt, wurden gestern 1800 Tiere tierrechtskonform getötet. Noch bevor der ASP-Ausbruch im ersten Betrieb festgestellt wurde, waren Tiere von dort in den Betrieb nach Freren verbracht worden. Auch wenn bei Stichprobenuntersuchungen keine ASP-Erreger festgestellt werden konnten, mussten die Tiere nun jedoch getötet werden, um eine weitere Verbreitung der ASP sicher ausschließen zu können, sagte Otte-Kinast. Im Ursprungsbetrieb wurden bereits am Wochenende rund 1800 Tiere getötet.

Beim tierschutzgerechten Töten gibt es drei unterschiedliche Arten, erläuterte Prof. Kühne auf Nachfrage. Große Tiere oder Sauen, die trächtig sind, werden per Injektion getötet, damit auch das ungeborene Ferkel unmittelbar stirbt. Es gibt aber auch das Instrument der Elektrozange, mittels derer Herz und Hirn unter Strom gesetzt werden. Kleine Tiere können auch mit einem Gasgemisch erstickt werden, wie es etwa bei Hühnern üblich ist. Entscheidend sei es, dass das Töten sowohl schnell vonstattengeht und sich nicht allzu lange hinzieht, als auch unnötiges Leid für das Tier vermieden wird, sagte Prof. Kühne.

Noch immer keine heiße Spur

Wie der ASP-Erreger in den Sauenbetrieb in Emsbüren gelangen konnte, bleibt weiterhin ungeklärt. Weitgehend ausgeschlossen wird ein Eintrag über Menschen. Denkbar wäre auch kontaminiertes Tierfutter – doch auch hier gebe es sogenannte Rückstellproben, bei denen man noch nichts feststellen konnte, erklärte Prof. Kühne.