Das Landeskabinett hat am Dienstag das Konzept für das neue Landeszentrums für Ernährung und Hauswirtschaft beschlossen. Wie es im Koalitionsvertrag heißt, wolle man mit dieser Einrichtung die „Ernährungs- und Verbraucherbildung sowie die Vermittlung von Alltagskompetenzen“ stärken. „Es besteht dringender Handlungsbedarf, um das Wissen für die nächste Generation zu sichern“, sagt Niedersachsens Agrar- und Ernährungsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU).

Offenbar seien immer mehr vor allem junge Menschen nicht mehr in der Lage, ihren Haushalt vernünftig zu führen. Im Agrarministerium geht man davon aus, dass durch den Konsum von Fertigprodukten und Fastfood oder eine zunehmende Verpflegung außer Haus wichtige Kenntnisse darüber verloren gingen, wie Lebensmittel ausgewählt, gelagert und zubereitet würden. Dies geht aus dem internen Abschlussbericht zur Einrichtung eines „Zentrums für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen“ („Zehn“) hervor, der dem Politikjournal Rundblick vorliegt. Die Folgen seien demnach oft eine ungesunde Ernährung und ernährungsbedingte Krankheiten, eine zunehmende Verschwendung von Lebensmitteln sowie verschuldete Privathaushalte.

Landeszentrum soll Ernährungsstrategie entwickeln

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, soll das „Zehn“ unter anderem eine Ernährungsstrategie für das Land Niedersachsen entwickeln. Dabei sollen die zahlreichen bereits bestehenden Aktivitäten von staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen rund um die gesunde Ernährung zusammengeführt werden. Ein gemeinsames Leitbild solle dann in Zukunft die Einzelaktivitäten mit dem Ziel koordinieren, eine „nachhaltige Ernährung der Bevölkerung“ sicherzustellen, heißt es im Abschlussbericht. Mit einer Imagekampagne soll das neu eingerichtete „Zehn“ außerdem die Wertschätzung für das Berufsbild des Hauswirtschafters erhöhen. Otte-Kinast, die selbst gelernte Hauswirtschafterin ist, möchte mit der Kampagne dazu beitragen, dass mehr Nachwuchskräfte für entsprechende Ausbildungen gefunden werden. Zudem erwartet man im Ministerium, dass dadurch eine Abgrenzung zu anderen Berufen deutlich wird. Diese Abgrenzung soll wiederum dazu beitragen, dass die Qualitätsstandards und damit auch die Bezahlung steigen.

Auf einer neuen Internetpräsenz soll das „Zehn“ dann Fachwissen rund um Ernährung und Hauswirtschaft „zielgruppenorientiert und gebündelt“ bereitstellen. Auf der neuen Homepage sollen etwa wissenschaftliche Studien vorgestellt und Ansprechpartner aus den Ministerien aufgelistet werden. Dieses Teilprojekt richtet sich eher an diejenigen, die sich eigenständig über gesunde Ernährung informieren können. Am „Zehn“ sollen aber auch Materialien entwickelt werden, die Lehrkräften für den Unterricht zur Verfügung gestellte werden. Verbraucher- und Ernährungsbildung soll sich nämlich, so steht es im Abschlussbericht, „als Querschnittsaufgabe künftig verstärkt in Lehrplänen wiederfinden.“ So sehen die Experten zahlreiche Schnittstellen mit den Fächern Sachkunde, Erdkunde, Politik, Wirtschaft, Biologie oder Arbeitslehre. Für eine bessere Verankerung im Unterricht soll das „Zehn“ das Angebot für Fort- und Weiterbildungen zu diesem Themenbereich verbessern. Dabei soll das Landeszentrum gleichzeitig auch noch eine Art Vernetzungsstelle zwischen Schulen und Ausbildungsbetrieben sein, um den Beruf des Hauswirtschafters auch an dieser Stelle weiter zu unterstützen.


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Noch in diesem Jahr soll das neue Landeszentrum seine Arbeit aufnehmen – sobald die sechs vorgesehenen Stellen besetzt werden konnten. Wie Otte-Kinast erklärt, wird das Zentrum bei der Landwirtschaftskammer angedockt und in Oldenburg eingerichtet. Durch die inhaltliche und fachliche Nähe zur Landwirtschaftskammer erhofft man sich einen „vergleichsweise geringen Gründungsaufwand“. Wie das Agrarministerium mitteilte, wird das Landeszentrum zunächst für fünf Jahre eingerichtet. Für das erste Jahr werden 549.000 Euro aus dem Haushalt bereitgestellt. Bis 2023 sind dann insgesamt mehr als dreieinhalb Millionen Euro für den Betrieb vorgesehen.