Weil der Wald mehr leistet, als bloß Holz zu produzieren, hat sich die Bundesregierung vorgenommen, künftig auch seinen Beitrag für den Ökosystem- und Klimaschutz zu honorieren. Entsprechende Förderrichtlinien werden derzeit vom Bundesagrarministerium erarbeitet, ein Konzept liegt bereits vor und insgesamt 900 Millionen Euro wurden in der Haushaltsplanung bis 2026 dafür veranschlagt. Darum geht es: Laut des Waldberichts 2021 entlastet der deutsche Waldbestand die Atmosphäre jährlich um 62 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente und trägt damit entscheidend zum Klimaschutz in Deutschland bei. Doch seit Jahren ist die Waldbewirtschaftung ein Minusgeschäft. Trockenheit und Stürme haben die Wälder in den vergangenen Jahren stark ausgezehrt, die Kosten für die Wiederbewaldung übersteigen langfristig die Erträge aus dem vermarkteten Holz. Wo das Geld fehlt, wird auch nicht in den Wald der Zukunft investiert.

Die niedersächsischen Wälder haben in den vergangenen Jahren gewaltigen Schaden genommen – vor allem im Harz. | Foto: Niedersächsische Landesforsten

Innerhalb des Energie- und Klimafonds (EKF) hat die Bundesregierung deshalb nun einen neuen Ausgabeposten vorgesehen. In dem dazugehörigen Konzept für das neue Förderinstrument, das dem Politikjournal Rundblick vorliegt, heißt es etwa über die rund 1,8 Millionen privaten Waldbesitzer: „Damit sie ihre Bewirtschaftungsmaßnahmen anpassen können, brauchen sie einen finanziellen Anreiz, den sie vom Markt oder durch staatliche Förderung derzeit noch nicht im ausreichenden Maße erhalten.“ Mit einem klimaangepassten Waldmanagement sowie einer extensivierten Laubholznutzung durch die Waldbesitzer möchte die Bundesregierung erreichen, dass widerstandsfähige und produktive Wälder erhalten bleiben beziehungsweise entwickelt werden. Denn damit die Wälder ihrer Schutzfunktion nachkommen können, müssten sie weiterhin vital sein, nur so können sie schließlich auch als natürliche Kohlenstoffspeicher wirken.

Klaus Merker, Präsident der niedersächsischen Landesforsten, freut sich über diesen Vorstoß aus Berlin, denn er fordert schon seit langem, dass die Klimaschutzleistung des Waldes bezahlt und damit zu einer zusätzlichen Einnahmequelle für Waldbewirtschafter werden sollte: „Die Initiative des Bundes, Ökosystemleistungen, die die Wälder zum Beispiel für den Klimaschutz und die Artenvielfalt leisten, zukünftig zu honorieren, ist gut, sie ist zu begrüßen und lange überfällig. Sie schärft auch den Blick dafür, welche Bedeutung die bewirtschafteten Wälder für diese für die Gesellschaft so wichtigen Leistungen haben“, erklärte er im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Allerdings sieht das Konzept für das neue Förderinstrument eine Förderung ausschließlich für Privatwald sowie für kommunalen Wald vor.

Klaus Merker | Foto: Niedersächsische Landesforsten

Merker bezeichnet es als unverständlich und nicht hinnehmbar, „dass die öffentlichen Länderforstbetriebe hiervon ausgeschlossen werden sollen.“ Er erläutert: „Haben alle Waldbesitzer, private wie öffentliche, diese Leistungen bislang mehr oder weniger aus Holzerlösen finanziert, wird dies zukünftig wegen der hohen Waldschäden nicht mehr gehen. Da alle Forstbetriebe in gleichem Maße vom Klimawandel betroffen sind, muss es doch selbstverständlich sein, dass sie auch alle gleichermaßen honoriert werden.“ Zur Einordnung: Fast die Hälfte des deutschen Waldes ist Privatbesitz (48 Prozent), knapp ein Fünftel gehört den Kommunen (19 Prozent) und 29 Prozent der Wälder gehören den Ländern, vier Prozent dem Bund.

Bereits jetzt wird der Wald aufgrund seiner Wirkung für den Klimaschutz vom Bund gefördert. So wurden innerhalb der „Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz“ (GAK) zusätzliche Fördermittel bereitgestellt, damit die Waldbesitzer auf die Folgen der Extremwetterereignisse reagieren und den Wald entsprechend klimaresilient umbauen können. Zudem wird eine nachhaltige Holzvermarktung honoriert und Steuergeld in Forschung und Monitoring rund um den Wald investiert. Die nun vom Bund anvisierte erweiterte Förderung ist derweil nicht deckungsgleich mit dem, was Landesforsten-Präsident Merker vor einigen Jahren vorgeschlagen hatte.



2020 sagte er dem Politikjournal Rundblick, die Forstwirtschaft solle aktiv in den Emissionshandel eingebunden werden. Sein Vorschlag damals: „Ein Hektar Wald bindet pro Jahr etwa zehn Tonnen Kohlenstoffdioxid, die von der Volkswirtschaft anderswo ausgestoßen wurden. Würde diese Klimaschutzleistung der Wälder mit dem im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung festgelegten Preis honoriert, würden wir nicht über ein Defizit sprechen.“

Georg Schirmbeck | Foto: DFWR

Was den Waldumbau angeht, haben sich in den vergangenen Wochen alle beteiligten Gruppen geäußert  – neben den Waldbesitzern auch die Naturschützer, ebenso Forstwissenschaftler und Politiker. Zuweilen meldet sich auch der frühere Landtags- und spätere CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Schirmbeck aus dem Landkreis Osnabrück zu Wort. Er ist der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates. Kürzlich sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der klimastabile Umbau des Waldes sei „eine Aufgabe für Generationen“. Regional angepasste Mischwälder mit unterschiedlichen Baumarten und Altersklassen müssten geschaffen werden. Bevor man das gewünschte Ergebnis habe, würden Jahrzehnte vergehen, meinte Schirmbeck.