Die Rieseneiswaffel der Grünen
in Göttingen hat ein Mann eine riesige Eiswaffel in seine Wohnung geschleppt. Was er mit der mannshohen Werbefigur wollte, ist nicht ganz klar. Jedenfalls riefen Nachbarn die Polizei. Bester Agentursatz gestern: Die Polizisten „nahmen das Rieseneis mit zur Wache, um zu klären, woher es stammt“.
Als der Grünen-Abgeordnete Volker Bajus auf Twitter gestern den Hashtag #AllesistDrin benutzte, meinte er allerdings keine Riesen-Eiswaffel und mit „Alles ist drin“ ist auch nicht Schokolade, Vanille, Haselnuss, Straciatella, Erdbeere, Joghurt und Sahne-Kirsch gemeint.
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Bajus meinte vielmehr, dass es vielleicht bald wirklich eine Bundeskanzlerin Annalena Baerbock geben könnte. Gestern hat der Grünen-Vorstand sie als Kanzlerkandidatin vorgeschlagen, und Baerbock ist damit so eine Art Rieseneiswaffel der Politik. In die kann man sich alles reinwünschen, was einem so einfällt: Mehr Klimaschutz, eine Top-Demokratie, eine gerechtere Welt. Sie will , dass „wir alle gut leben können“, und das klingt doch irgendwie herzerwärmend.
Da kann man glatt mal vergessen, dass der Mietendeckel-Schlachtruf „Konzerne enteignen“ und das gemeinsame Demonstrieren mit fragwürdigen Gruppen, mit denen die meisten Friedliebenden eher nicht so gut leben können, zum Habitus nicht weniger Grüner dazugehört. Es ist eben wie mit der Eiswaffel: Sieht lecker aus, kann aber auch bei politischer Zahnschmelzerosion weh tun.
Ganz nebenbei – bester Tweet zur Nominierung von Baerbock gestern: „Annalena Baerbock ist die Entschuldigung der Region Hannover für Gerhard Schröder.“ Ich finde, das überzeugt.
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Für Markus Söder spricht derweil, dass er wenigstens mehr Humor als die meisten Grünen hat. Mehr Positives fällt einem an dieser Stelle aber auch nicht ein, weil sich der Arme pardon Armin Laschet seit Tagen mit Söders Intrigantenstadl herumschlagen muss. Wenn das so weiterläuft, wird am Ende noch Friedrich Merz Bundeskanzler. Dann haben wir den Salat.
Immerhin kam Söder am Wochenende „mit dem Privatjet“ nach Berlin. Und finden Sie nicht auch, dass das ein wenig nach Donald Trump klingt? Erst am Wochenende war zu lesen, dass die Trump-757 auf einem kleinen Flughafen nahe New York vor sich hinrostet. Die könnte doch zum Wahlkampf-Jet für Donald Söder umfunktioniert werden, mit einem riesigen „S“ und Bayern-Flagge auf dem Heckflügel – „Make CDU/CSU great again“.
Zeitgeschichtlich passend wäre es gewesen, in den diesjährigen Abiturklausuren, die gestern mit dem Fach Geschichte begannen, nach den bisherigen CSU-Kanzlerkandidaten zu fragen. „Bewerten Sie die Aussichten des Kandidaten Markus Söder vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse der Kandidaten Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber.“ Das wäre doch mal eine passende Aufgabe gewesen.
Abiturienten, denen keine Antwort einfällt, zeichnen einfach eine riesige Eiswaffel aufs Papier – die gibt schon mal drei Punkte.
Make This Tuesday Great Again!
Martin Brüning
