Horst Milde, ehemaliger Landtagspräsident (1990 bis 1998), ist kurz vor seinem 90. Geburtstag, den er am 6. April gefeiert hätte, gestorben. Der Sozialdemokrat vom konservativen Flügel der Partei kam 1933 im schlesischen Breslau zur Welt und wurde mit seiner Familie als Jugendlicher vertrieben. Er lebte dann in den Anfangsjahren der Bundesrepublik zunächst im ostfriesischen Leer, engagierte sich dort für die SPD in der Kommunalpolitik und wechselte als 40-jähriger nach Oldenburg. Diese Stadt sollte dann zu seiner neuen Heimat werden.

Horst Milde erinnert sich zum 75-jährigen Landtags-Jubiläum an seine Zeit als Parlamentspräsident. | Screenshot: Niedersächsischer Landtag

Milde, der von 1967 bis 1973 und später dann wieder von 1978 bis 1998 dem Landtag angehörte, war in der Unterbrechung Präsident des Verwaltungsbezirks Oldenburg, sozusagen Regierungspräsident. Als junger Mann hatte er 1970 versucht, Innenminister zu werden – er unterlag aber in der SPD-Landtagsfraktion gegenüber Richard Lehners. Über viele Jahre hinweg zählte Milde zu den wichtigsten Politikern der niedersächsischen SPD, war gut vernetzt und kannte sich in Verwaltungsfragen so gut aus, dass sein Rat immer wieder gefragt war. Weggefährten schätzten seine gradlinige Art und sein klares Bekenntnis zu wichtigen grundsätzlichen Zielen, etwa zur deutschen Wiedervereinigung. Später hat er, der Breslau als Junge verlassen musste, aktiv an der deutsch-polnischen Verständigung mitgewirkt und ist dafür auch in Polen mehrfach geehrt worden.

Die große Zeit von Milde zwar zwischen 1990 und 1998, als er unter dem Ministerpräsidenten Gerhard Schröder neuer Landtagspräsident wurde – und in vielerlei Hinsicht in Stil und Auftreten einen Gegenpol zu Schröder bildete. So achtete Milde stets darauf, die Würde des Parlaments als Volksvertretung hervorzuheben, auf geschichtliche Zusammenhänge hinzuweisen und die Bedeutung von Werten und Tugenden zu betonen. Im Umgang war er stets ein freundlicher, zuvorkommender Gesprächspartner, als solcher hat er sich noch im hohen Alter wiederholt zu Wort gemeldet und wichtige Hinweise gegeben, nicht immer zur Freude seiner Genossen. Niedersachsen verliert mit ihm einen großen Landespolitiker.