So alleine habe ich mich selten gefühlt wie auf meiner eigenen Tupperparty. Es kam genau: niemand. Eine Hommage an unsere Mütter und Großmütter sollte es werden. An liebevoll in Plastikdosen verpackte Fresspakete. An Reste vom Mittagessen, die abends noch einmal in etwas Warmes und Tröstliches verwandelt wurden. Doch offenbar stehe ich mit dieser Nostalgie alleine.

Bunte Tupperware
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Die Tupperware, deren Erfinder Earl Silas Tupper heute vor 113 Jahren geboren wurde, steckt in der Krise – und das nicht erst seit Corona. Das hat sie mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gemeinsam, wie Sie heute im Rundblick lesen. Aus anderen Gründen allerdings: Während dem Plastikkonzern die Kundinnen und Kunden weglaufen, gelingt es dem NLWKN nicht, seine Ingenieure zu halten. Dabei ist der Küstenschutz ein Dauerbrenner unter den Herausforderungen an der Nordsee seit Jahrhunderten. Dass er nicht von befristet beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieuren zu wuppen ist, sollte eigentlich auf der Hand liegen.

Nachdem ich den Gedanken endlich von mir geschoben hatte, dass der Tupperparty-Flop mit meiner  mangelnden Popularität zu tun haben könnte, begann ich über andere Gründe nachzudenken. Plastik ist ja ohnehin in Misskredit geraten. Und während Oma die Resultate ihrer Kochkunst pragmatisch eintupperte, findet es heute niemand mehr sexy, sein Licht unter den Plastikdeckel zu stellen. Das sagt sich die SPD im Süden Niedersachsens wahrscheinlich auch. Dort gibt es immer weniger Wählerinnen und Wähler. Trotzdem bleibt die Reform der niedersächsischen Wahlkreise liegen wie vergessene Reste im Kühlschrank, erklärt mein Kollege Klaus Wallbaum.

Wahlplakate der SPD in Einbeck

Da hat man mühsam einen Kandidaten oder eine Kandidatin aufgebaut, er oder sie hat ein Landtagsmandat ergattert – da ist es ja niemandem zu vermitteln, dass in der nächsten Legislaturperiode ein Wahlkreis und ein Mandat entfallen sollen wie Stühle bei der Reise nach Jerusalem. So scheint manche Genossin und mancher Genosse zu denken. Karrierepläne vor demografischer Fairness? Dagegen bezieht der „Gesetzgebungs- und Beratungsdienst“ (GBD) des Landtages mit klaren Worten Position.

Die Erben von Earl Silas Tupper setzen heute vermehrt auf das Geschäft mit Ersatzteilen: Ist der Deckel partout nicht mehr auffindbar, dann lässt er sich online nachbestellen. Aber wie heißt Omas Dose wohl mit Vornamen? Adretto, Allegra, Aloha, Bellevue oder Clarissa – um nur die allerersten Suchtreffer im Onlineshop zu nennen?  Da schauen wir lieber wieder nach Niedersachsen und in den Rundblick. Hier lesen Sie heute, dass auf 21 vom Netz gegangene Windkraftanlagen in der ersten Jahreshälfte 48 neue gekommen sind. Ist wahrscheinlich besser, als mit Ersatzteilen zu arbeiten.

Falls Sie jetzt doch Lust auf neues Plastik haben: Tupperpartys gibt es inzwischen auch auf WhatsApp. Ihr Partymanager hilft Ihnen gerne weiter…

Einen frischen Mittwoch wünscht Ihnen die heutige Partymanagerin vom Rundblick

Anne Beelte-Altwig