Miriam Staudte, Agrarministerin, hat sich für ein flexibleres Vorgehen bei der Finanzierung von tierwohlgerechten Haltungsformen ausgesprochen. Bei einer Podiumsdiskussion der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung auf der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin sagte sie, dass auch schon der Umstieg von der ersten zur zweiten Stufe der Haltungsformen vom Bund gefördert werden sollte. Ein solcher Schritt bedeute in der Regel noch keine bauliche Veränderung, sondern nur das Abstocken der Tierbestände, erläuterte Staudte. Kompensieren würde der Staat dann den Verdienstausfall. Allerdings schränkte sie ein: Maßnahmen, die zur Erreichung einer noch höheren Stufe führen, sollten bei der Förderung Vorrang genießen. Bevor diese Gelder aber nicht abfließen, weil die Landwirte den aufwendigeren Umstieg scheuten, sollten die Finanzmittel lieber auch schon für tiefere Stufen eingesetzt werden.

Miriam Staudte | Foto: Sven Brauers

„Zu sagen, wir fördern nur das, was wir ganz toll finden, und die anderen werden dann schon folgen, das entspricht nicht meinem Menschenbild, das können wir uns auch nicht leisten. Die Lösung kann nicht sein: die sollen einfach nur abschließen“, erklärte Staudte und sprach sich entschieden gegen eine solche „Verelendungsstrategie“ aus, bei der Betriebe mit geringeren Standards nicht überleben könnten. Die Strategie, die die Ministerin in Niedersachsen verfolgen will, sieht derweil eine Unterstützung bei der Diversifizierung der Betriebe vor. Dazu möchte Staudte die Agrar-Investitions-Förderung entsprechend „umstricken“. Gemeint ist mit dem Begriff der Diversifizierung, dass sich landwirtschaftliche Betriebe von der Spezialisierung abwenden und wieder unterschiedliche Standbeine aufbauen sollen. So könne der Teil-Ausstieg aus der Nutztierhaltung mit dem Einstieg in den Anbau von beispielsweise Champignons oder anderem ausgeglichen werden.



Staudte warb bei den Anwesenden außerdem dafür, dass Aktivisten und Politiker auf der grünen Seite des politischen Spektrums besser miteinander arbeiten und Gelegenheitsfenster nutzen sollten. So sei es der Gegenseite im vergangenen Jahr gut gelungen, die Diskussionen über die drohende Lebensmittelknappheit in Folge des Kriegs in der Ukraine dafür zu nutzen, die EU-Regelungen zu Brachflächen auszusetzen. Die Ministerin könnte sich nun vorstellen, umgekehrt die Debatte über die Versorgungssicherheit dafür zu nutzen, ein „Lebensmittel-Retten-Gesetz“ zu beschließen, um die Verschwendung von Nahrungsmitteln auf diese Weise zu verhindern. Auch das sei ein „De-Growth-Ansatz“, also eine Maßnahme zur Ressourcenschonung, argumentiert Staudte.