Die Immobilienpreise in Niedersachsen steigen immer weiter. / Foto: Canva

Die niedrigen Zinsen, der Mangel an Alternativen für Geldanlagen – und die Wohnungsnot. Das sind Faktoren, die einen Trend der vergangenen Jahre noch einmal verstärkt haben: Wie Innenminister Boris Pistorius (SPD) und der Vorsitzende des Oberen Gutachterausschusses, Andreas Teuber, am Montag mitgeteilt haben, stieg der Geldumsatz im niedersächsischen Immobilienmarkt im vergangenen Jahr auf 28,7 Milliarden Euro. Das sind noch einmal 9,1 Prozent mehr als im Jahr 2020, als ein Wert von 26,3 Milliarden Euro ermittelt worden war. „Der Trend hält an. Bereits zum vierten Mal in Folge wuchs der Geldumsatz in Immobilien um mehr als 2 Milliarden Euro gegenüber dem jeweiligen Vorjahr“, erklärte Pistorius. In den vergangenen zehn Jahren habe sich damit der Geldumsatz in diesem Bereich mehr als verdoppelt.

„Bereits zum vierten Mal in Folge wuchs der Geldumsatz in Immobilien um mehr als 2 Milliarden Euro gegenüber dem jeweiligen Vorjahr.“

Boris Pistorius

Was den Anteil der Immobilien am Treiben der Volkswirtschaft angeht, wachse die Bedeutung immer stärker. So habe der Anteil des Immobilienmarktes an der Bruttowertschöpfung in Niedersachsen 2010 gerade mal fünf Prozent betragen, 2021 sei dieser Wert auf neun Prozent gestiegen. Bei Wohnimmobilien verzeichne man fast durchgängig zweistellige Geldumsatzsteigerungen, bei den Wirtschaftsimmobilien allerdings gehe es wesentlich verhaltener zu. Im Durchschnitt habe ein gebrauchtes Einfamilienhaus in Niedersachsen im vergangenen Jahr 275.000 Euro gekostet, 2020 habe der Durchschnittswert noch bei 240.000 Euro gelegen, die Steigerung betrage 15 Prozent.

630.000 Euro für gebrauchtes Einfamilienhaus: Hannover ist regionaler Spitzenreiter

Regionaler Spitzenreiter sei diesmal wieder die Landeshauptstadt Hannover. Für ein gebrauchtes freistehendes Einfamilienhaus habe man hier 620.000 Euro aufbringen müssen, im Umland von Hannover seien es 410.000 Euro gewesen. In der Stadt Göttingen liege der Wert bei 500.000 Euro, Braunschweig liegt bei 460.000 Euro, Wolfsburg und Osnabrück hätten Beträge von jeweils 455.000 Euro. Deutlich wird, dass die Stadt Göttingen in der Region Südniedersachsen ein positiver Ausreißer ist, denn in der Nachbarschaft gebe es Gebiete mit sehr günstigen Preisen – so der Kreis Holzminden mit 120.000 Euro und der Kreis Northeim mit 144.000 Euro. 

Der Gutachterausschuss hat die Verträge zusammengerechnet und ausgewertet, damit besteht dort ein guter Überblick über den tatsächlichen Grundstücksmarkt. Nach diesen Daten ist sowohl mit Bezug auf die Anzahl der Verträge wie auch auf den Geldumsatz der Handel mit Ein- und Zweifamilienhäusern der Bereich mit dem stärksten Wachstum. Dahinter kommt der Markt mit Eigentumswohnungen. Seit drei Jahren liege die Zahl der Transaktionen konstant bei 26.000 Verträgen. Der Geldumsatz sei aber gewachsen von 2020 auf 2021 – um 13 Prozent von rund 4,6 auf 5,2 Milliarden Euro. Eigentumswohnungen im Erstbezug hätten 2021 pro Quadratmeter im Durchschnitt 3300 Euro gekostet, das seien zehn Prozent mehr als 2020 gewesen.

Während in der Stadt Hannover durchschnittlich 5600 Euro pro Quadratmeter aufgebracht werden mussten, lagen die Preise in den Kreisen Holzminden und Leer (ohne die Insel Borkum) bei 2800 Euro. Die Preissteigerungen hätten sich aber nicht nur auf Neubauten bezogen. Auch in den Dörfern sind Veränderungen spürbar. Während vor zehn Jahren der Anteil der Bauplätze für Eigenheime noch bei 40 Prozent gelegen habe, sei er 2021 auf 59 Prozent gesteigert worden. In Groß- und Mittelstädten stagniert der Anteil freier Bauplätze indes – in Großstädten sank er von 9 auf 2 Prozent, in Mittelstädten von 15 auf 11 Prozent. Das Innenministerium mutmaßt, dass dörfliche Lagen sich auch wegen des neuen Trends zum Homeoffice besser vermarkten ließen als noch vor einigen Jahren.