Die von vielen in der AfD erhoffte Versöhnung zwischen zwei zerstrittenen Flügeln ist ausgeblieben – und so steht die Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl in vier Wochen unter keinem guten Stern. Die niedersächsischen AfD-Mitglieder kommen dazu am 4. Februar in Hannover zusammen, und bekannt ist, dass sowohl der Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel für den Bundestag kandidieren will als auch zwei seiner drei Stellvertreter, Jörn König aus Hannover und Thomas Ehrhorn aus Celle. Diese drei müssen allerdings mit erheblichem Gegenwind rechnen, da Hampel und seine Mitstreiter erst kürzlich einen Vorstoß von elf Kreisverbänden abblitzen ließen, vor der Listenaufstellung zunächst einen neuen Landesvorstand zu wählen. Im Zentrum der Kritik steht allen voran Hampel selbst, dem seine Kritiker eigenmächtiges und egoistisches Verhalten vorwerfen. Er habe in den vergangenen Monaten keine Anstrengungen unternommen, die verschiedenen Lager zu einen und zusammenzuführen, heißt es.

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Hampel und seine Anhänger wollen zügig die Liste zur Bundestagswahl aufstellen und die parteiinternen Wahlen erst später folgen lassen. Seine Kritiker, die in den Kreisverbänden Stade, Oldenburg, Göttingen und Harburg stark sind, wollen möglichst rasch Vorstandsneuwahlen und personelle Veränderungen an der Spitze der Landespartei. Sie hatten elf Kreisverbände auf ihre Seite gezogen und einen Antrag für einen Sonderparteitag eingereicht, dem der Landesvorstand laut Satzung stattgeben muss. Dies ist am späten Dienstagabend um 23 Uhr geschehen, sodass nun am 4. Februar zunächst ein Sonderparteitag beginnt, wenig später dann wie geplant die Aufstellung zur Bundestagsliste. Da die Kreisverbände nur den Parteitag durchsetzen konnten, nicht aber die von ihnen eigentlich angepeilte Vorziehung der Vorstandswahl, müssten sie auf dem Sonderparteitag einen Abwahlantrag stellen. Dieser hätte aber nur bei einer Zweidrittelmehrheit der Mitglieder Erfolg, und dies erscheint unrealistisch. Trotz Sonderparteitag dürfte damit die von den Hampel-Gegnern gewünschte frühzeitige Vorstandsneuwahl unrealistisch geworden sein. „Die Stimmung in der Partei ist schlecht, der Vorstand tut nichts zum Ausgleich der Interessen“, sagt ein Parteimitglied. Die spannende Frage ist nun, ob der Streit sich in schlechten Wahlergebnissen etwa für Hampel, König und Ehrhorn bei der Bundestagsliste niederschlagen wird.

Dem AfD-Landesvorsitzenden wird parteiintern auch seine „Hannover-Lastigkeit“ angekreidet. Hampel, der seit der Kommunalwahl dem Uelzener Kreistag angehört, stützt sich vor allem auf Anhänger in den mitgliederstarken Kreisverbänden Hannover-Stadt und Hannover-Land. Da Landesparteitage nicht als Delegierten-, sondern als Mitgliedervollversammlungen organisiert werden, haben die Mitglieder am Veranstaltungsort einen Heimvorteil – und mehrere Termine, so auch der am 4. Februar, sind vom Landesvorstand für Hannover gebucht worden.