Wie ist der größte Arbeitgeber Niedersachsens durch die Corona-Krise gekommen? Volkswagen zieht eine durchaus gemischte Bilanz, die allerdings überwiegend positiv ausfällt. Der Automobilbauer hat nach eigener Darstellung im Jahr 2020 schon sehr früh einen Krisenstab eingesetzt – was unter anderem daran liegt, dass auch Fabriken in China vorhanden sind. Am 24. Januar habe eine entsprechende „Task Force China“ das erste Mal getagt – zwei Tage später war der erste Corona-Fall auch in Deutschland bekannt geworden. Im Januar und Februar 2020 habe aber bei Volkswagen wie auch in der weltweiten Öffentlichkeit eher der Eindruck vorgeherrscht, das Geschehen sei weitgehend lokal und nicht besonders gefährlich.

Weil Zulieferer ausfielen, musste das Stammwerk von Volkswagen in Wolfsburg während der erste Pandemie-Welle die Produktion drosseln – Foto: Pressefoto Volkswagen

Dies änderte sich dann im März 2020, und am 12. März habe VW dann einen eigenen Krisenstab des Konzerns eingerichtet, der daraufhin zunächst bis Ostern 2020 jeden Tag zusammenkam und auch am Wochenende Kontakt gehalten hatte. Eine zentrale Beratungsinstanz für den gesamten Konzern sei aufgebaut worden.

Dienstreisen von und nach China eingeschränkt

Volkswagen hatte in der ersten Phase, im Januar und Februar 2020, bereits intern die Dienstreisen von und nach China drastisch eingeschränkt. Den chinesischen Mitarbeitern wurde geraten, möglichst mobil zu arbeiten und Kontakte in größeren Menschenmengen zu vermeiden, außerdem sollten im öffentlichen Raum in China Masken getragen werden. Wie der Konzern erklärt, habe VW damals schon ein erstes Kontingent an Schutzmasken bestellt, für Mitarbeiter, die aus China zurückkehrten, habe man eine zweiwöchige Quarantänepflicht angeordnet.

In der zweiten Phase dann, von März 2020 bis August 2020, habe VW die für China geltenden Reisebeschränkungen auf alle Standorte weltweit übertragen. Eine Hotline für die Mitarbeiter sei eingerichtet worden, VW habe für die Beschäftigten die Möglichkeit von PCR-Tests organisiert. Masken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel seien beschafft worden, im Umfang von 40 Millionen Euro habe man das dann dem Bund gespendet, teilweise auch weiteres Material im Auftrag von Bund und Land geordert, und zwar „ohne Gewinnabsicht“, wie es in der Vorlage von VW heißt.

Konzern kritisiert den Flickenteppich von Schutzauflagen

Als Problem wird von VW beschrieben, dass die Schutzauflagen und Quarantänevorgaben nicht nur zwischen den verschiedenen Staaten stark voneinander abgewichen seien, sondern in Deutschland noch zwischen den Bundesländern. In der nächsten Phase dann, beginnend im Herbst 2020, habe VW verstärkt Tests für Mitarbeiter angeboten, zweimal wöchentlich sollten die Kollegen, die noch im Büro oder im Werk tätig sind, eine Selbsttest absolvieren. Im März 2021 habe VW dann „die vollständige Impfbereitschaft“ angekündigt – bis Ende Mai allerdings sei unklar geblieben, wie eine Impfung der Belegschaft ablaufen soll. Der Konzern teilt nun mit: „Volkswagen reagiert weiterhin flexibel auf die Kurzlebigkeit der vielen Vorschriften.“

Unterm Strich erklärt das Unternehmen, man habe trotz der Krise sehr lange die Versorgung sicherstellen können, erst der staatliche angeordnete Produktionsstopp in Spanien und Italien habe dann Auswirkungen gehabt. Im zweiten Lockdown in Deutschland sei es möglich gewesen, die Produktion ungestört fortzusetzen. Regeln für mobiles Arbeiten seien sehr schnell umgesetzt worden – 40.000 Mitarbeiter seien zu Beginn im Homeoffice gewesen, später dann sogar 50.000. Innerhalb eines Wochenendes habe VW mehrere zehntausend Zugangsmöglichkeiten für mobiles Arbeiten geschaffen.

VW fordert: Der Staat muss Schutz vor Pandemien leisten

Trotz der Corona-Krise habe VW 2020 weltweit 5,3 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, das bedeute ein Minus von 15 Prozent. Das gesamte Stammpersonal sei an Bord gehalten worden, gleichzeitig sei die Umstellung auf die E-Mobilität weiter gegangen. VW werde jetzt für alle Fälle einen Notfallplan bereithalten – der umfasse Hygiene-Konzepte, Pläne für mobile Arbeit und das Zurückholen von Mitarbeitern aus dem Ausland und die Umstellung von Teilen der Produktion für medizinische Produkte.

Von der Politik wünscht sich VW permanente Besprechungen über Schutz vor Pandemien und Abwehrkonzepte, eine verbesserte und vereinfachte Kommunikation über staatliche Verordnungen und ihre Änderungen. Viele Dienstleistungen, etwa die Zulassung von Autos, könnten künftig auch online geschehen. „Einfach zu handhabende Apps“ seien auch sinnvoll, um etwa Nachweise über Tests und Impfungen zu bekommen.