Das Politikjournal Rundblick hat am 22. August in einer großen Veranstaltung mit mehr als 450 Gästen einen besonderen Anlass gefeiert – den 60. Geburtstag dieses Mediums. 1964 ist die „Korrespondenz für Politik, Wirtschafts- und Sozialfragen“, wie der damalige Titel lautete, zum ersten Mal erschienen. Seit 2016 trägt der Rundblick den Beinamen „Politikjournal“, der Schwerpunkt der Berichterstattung sind Nachrichten und Hintergründe zu Vorgängen in der niedersächsischen Landespolitik.

Politiker müssten „den harten Gegenwind der Publizistik aushalten“, sagt Volker Schmidt. | Foto: Daniel Heitmüller

Der Herausgeber und Verleger, Volker Schmidt, würdigte die besondere Stellung des Rundblicks: „Wir sehen hier eine sorgfältige Recherche, die Zeit und Raum erfordert. Die Redaktion ist stets um Fairness bemüht, arbeitet unvoreingenommen und mit journalistischer Hingabe. Dabei leitet sie der Grundsatz, sich nie gemein zu machen mit einer Sache.“ Schmidt appellierte an die Akteure in der Politik und Gesellschaft, kritisch zu bleiben und sich auch selbst infrage zu stellen. Politiker müssten „den harten Gegenwind der Publizistik aushalten“, sie seien in der Pflicht, ihre Entscheidungen immer vernünftig zu erklären, vor allem gegenüber Andersdenkenden. „Sie sollten nicht in paternalistischer Form beleidigt sein, wenn kritisch nachgehakt wird.“ Auf die Kraft des besseren Arguments könne man auch nur so lange vertrauen, wie man wirklich die besseren Argumente vorweisen könne. Schmidt warf noch einen Blick auf das mediale Umfeld der Gegenwart. Der Wettbewerb um das knappe Gut der Aufmerksamkeit werde immer schärfer, immer intensiver. Im Ergebnis bekämen Banalität, Konformität und Skandalträchtigkeit immer mehr Gewicht. „Wir springen von Skandal zu Skandal.“ Viele Themen würden nur noch oberflächlich beleuchtet, Diskurse würden verflachen und die Herausforderung für Journalisten, für ihre Nachricht gründlich zu recherchieren, gehe verloren. „In der permanenten Erregungsbewirtschaftung – ein Begriff von Ranga Yogeshwar – bleibt der gründliche Diskurs auf der Strecke.“ Da wundere es nicht, wenn die Bereitschaft vieler kluger Leute, sich in Parteien und Organisationen zu engagieren, beständig nachlasse. Die Rundblick-Redaktion habe sich zum Ziel gesetzt, diesem Trend entgegenzuwirken.

Guter Journalismus müsse Politiker an ihre Verantwortung erinnern, sagt Klaus Wallbaum. | Foto: Daniel Heitmüller

Rundblick-Chefredakteur Klaus Wallbaum sagte, viele Akteure in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, über die der Rundblick in den vergangenen 60 Jahren geschrieben habe, fühlten sich ungerecht und unfair behandelt. Sie behaupteten oft, dass manche Darstellung nicht stimme. Wallbaum meinte, dafür entschuldige er sich. Aber Journalismus müsse vor allem dort zum Kern vordringen, die Dinge unverblümt beschreiben und auch zuspitzen, wo die Politik gern Vorgänge verschleiere, verniedliche, leugne oder davon mit vielen Worten ablenke. Wenn Politiker kritisiert würden, meine der Rundblick deren Rolle und deren sachliche Entscheidungen. Sie würden gerügt, weil sie die Verantwortung für ihr Handeln tragen müssten. Es sei Aufgabe von gutem Journalismus, sie an diese Verantwortung zu erinnern. Das könne oft auch weh tun.