Karenztag im Krankheitsfall? Breite Skepsis gegen Vorschlag der Allianz
Andreas Philippi, Sozialminister, hat den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte zur Einführung eines Karenztages als „unsinnige Idee“ bezeichnet. Bäte hatte angeregt, dem Beispiel anderer europäischer Länder zu folgen und am ersten Tag einer Erkrankung die Lohnfortzahlung zu streichen. Philippi sagte, das gewünschte Ergebnis einer Senkung des in der Bundesrepublik vergleichsweise hohen Krankenstandes werde nicht eintreten. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil warnte davor, Arbeitnehmer „unter Generalverdacht“ zu stellen. Vielmehr sei es so, dass viele Beschäftigte trotz Erkrankung zur Arbeit gingen. Der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, Volker Schmidt, bezweifelte den Effekt des Bäte-Vorschlags. In den meisten Tarifverträgen sämtlicher Branchen sei die 100-prozentige Fortschreibung des Lohnes schon vom ersten Krankheitstag an festgeschrieben, eine gesetzliche Regelung werde also kaum Auswirkungen für die Masse der Arbeitnehmer haben. Schmidt fügte aber hinzu, dass der hohe deutsche Krankenstand bei einem der teuersten Gesundheitssysteme und der kürzesten Jahresarbeitszeit richtigerweise zu einer Reformdebatte führen müsse. „Wesentlich sinnvoller, weil kurzfristig wirksamer wäre es, die telefonische Krankschreibung wieder abzuschaffen. Sie war während der Pandemie zweifellos sinnvoll. In der Nach-Corona-Zeit hat sie sich aber als wahrer Game-Changer herausgestellt.“ Die Hemmschwelle, sich am Telefon krankschreiben zu lassen, sei offenbar niedriger als bei einem persönlichen Arztbesuch.
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