Darum geht es: Von den 400 Millionen Euro zusätzlicher Fördergelder des Landes für sozialen Wohnungsbau wurde bereits mehr als ein Drittel bewilligt. Ein Kommentar von Martin Brüning:

Landflucht. Stadtflucht. Wachstumsregion. Schrumpfungsregion. Wer für die Planung von Wohnraum zuständig ist, der hat es dabei nicht leicht. Denn es geht nicht allein um den Status quo, sondern um den Bedarf der nächsten Jahrzehnte. Sprachen die Experten vor ein paar Jahren mehrheitlich von der Stadtflucht, so zieht es inzwischen vor allem junge Menschen wieder zurück in die Städte. Gleichzeitig bewirkt der knappe Wohnraum dort wieder eine Gegenbewegung, also Landflucht.

Bauen kann  manchmal auf fast romantisch sein.. - Foto: MB.

Bauen kann manchmal auf fast romantisch sein.. – Foto: MB.

Trotz aller Glaskugel-Prognosen der Experten ist klar: Vor allem in den Städten mangelt es an Wohnraum. Die vielen Flüchtlinge haben dieses Problem vielleicht noch deutlicher sichtbar werden lassen. Die langen Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen gab es aber schon weit früher. Dabei bleiben nicht nur die zahlreichen Singles, sondern auch Familien mit niedrigem Einkommen auf der Strecke. Sie werden in Zukunft mit Flüchtlingsfamilien auf dem Wohnungsmarkt konkurrieren müssen.

Die Realität lässt sich auch anhand der Wohnungsanzeigen abmessen. Wer zum Beispiel gestern auf dem Portal Immoscout in der Landeshauptstadt Hannover eine 4-Zimmer-Wohnung suchte, der konnte stadtweit gerade einmal 66 Angebote finden. Die Hälfte davon kostete im Monat deutlich mehr als 1000 Euro kalt. Die Preise vertreiben viele Mieter aus der Stadt. Es ist keine freiwillige Landflucht.

Die Politik handelt richtig, wenn sie den sozialen Wohnungsbau wieder ankurbelt, den sie über viele Jahre sträflich vernachlässigt hat. Der große Zuspruch des 400-Millionen Euro-Paketes macht deutlich, dass es den Bedarf dafür gibt, teilweise auch im ländlichen Raum.

Das reicht aber nicht aus. Um wirklich genügend Wohnraum in den Städten zu schaffen, bedarf es sowohl des sozialen als auch des privaten Wohnungsbaus. Und hier hätte die Politik genug zu tun. Laut Bundesbauministerin Barbara Hendricks gab es im Jahr 1990 noch 5000 Normen in der Bauwirtschaft, heute sind es 20.000. Der Bau eines Mehrfamilienhauses kostet vor allem bürokratiebedingt heute rund 40 Prozent mehr pro Quadratmeter als im Jahr 2000. Hier ließen sich weitere Hürden abbauen.

Und wenn man schon einmal Bürokratie abbaut, könnte man auch gleich den nutzlosen Politik-Placebo Mietpreisbremse abschaffen. Der taugt höchstens als Neubaubremse, hat auf die Mieten bisher aber keine größeren Auswirkungen. Ein Bezirkschef der IG Bau in Baden-Württemberg brachte es vor kurzem auf den Punkt: „Wohnungsneubau ist die beste Mietpreisbremse.