Der Landtag hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass Meister, Techniker, Fachwirte und Berufspädagogen keine Lehrgangs- und Prüfungsgebühren mehr bezahlen müssen. Alle Fraktionen stimmten einem Antrag der FDP im Landtag zu.

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Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sprach von einem wichtigen Signal. „Wir erhöhen damit nicht nur die Attraktivität der Meisterausbildung, sondern auch die Attraktivität der dualen Ausbildung“, sagte Lies im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Der Wirtschaftsminister will jetzt mit der Handwerkskammer über die Umsetzung sprechen. „Eine Frage wird sein, ob Niedersachsen schon vor einer bundeseinheitlichen Lösung eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Das wäre mir recht, sonst warten wir sehr lange, bis alle soweit sind“, so der Wirtschaftsminister. „Nach dem wichtigen Bekenntnis des Landtags muss klar sein: Wir warten nicht auf den Letzten, sondern wir müssen in Niedersachsen die Ersten sein.“

Handwerkskammer: Ausbildung darf nicht am Geld scheitern

Bei der Handwerkskammer Hannover freute man sich über die guten Nachrichten. Sie hatte erst kürzlich in ihren Positionen zur Landtagswahl gefordert, die Meisterausbildung wieder zu stärken und die Meistervorbereitung dem Studium finanziell gleichzustellen. Dabei geht es um Kosten, die im Höchstfall bei fast 10.000 Euro liegen können. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Jans-Paul Ernsting, hält den Beschluss des Landtags für ganz entscheidend, das System der dualen Ausbildung zu stärken. „Ein junger Mensch muss vor dem Beginn eines Studiums oder einer Ausbildung entscheiden, ob es für ihn finanzierbar ist. Die Ausbildung darf nicht am Geld scheitern“, sagte Ernsting dem Rundblick.

Auch Ernsting hat großes Interesse daran, dass Niedersachsen als Vorreiter die Gebührenfreiheit bei der Meisterausbildung umsetzt. „Wollen wir auf den Letzten warten? Wir brauchen schließlich die Fachkräfte. Dann holen wir uns die guten Meister nach Niedersachsen und qualifizieren sie hier.“ Sowohl Lies als auch Ernsting ist vor dem ersten Gespräch klar, dass die Finanzierung der Gebührenfreiheit der entscheidende Punkt sein wird. Dabei wird es in den Millionenbereich gehen. Für Ernsting steht fest, dass die Kammern die Kosten nicht übernehmen können. Hier sei das Land gefragt.

FDP: Es ist richtig, dafür Geld in die Hand zu nehmen

In der Landtagsdebatte hatten alle Fraktionen für die Gebührenfreiheit plädiert. FDP-Fraktionsvize Jörg Bode sagte, ein Meister sei genauso viel Wert wie ein Master. Deshalb sei die Gebührenfreiheit ein richtiges Signal der Politik. „Wer eine Meisterausbildung macht, muss genauso gestellt werden wie jemand, der ein Studium absolviert. Deshalb ist es richtig, dafür Geld in die Hand zu nehmen.“

Die SPD-Politikerin Gabriele Andretta meinte, Bildung solle in allen Phasen gebührenfrei sein – von der Kita bis zum Studium oder eben auch in den Phasen der Meisterausbildung. Allerdings reiche die Gebührenfreiheit alleine nicht aus, wenn man die nichtakademische Ausbildung stärken wolle. „Dafür sollte die Förderung von Aufstiegsfortbildung konsequent ausgebaut, aber auch die Durchlässigkeit der beruflichen und der akademischen Bildung weiter gestärkt werden“, so Andretta, die auch bei der Familienfreundlichkeit und der Entbürokratisierung Reformbedarf sieht.

Wer eine Meisterausbildung macht, muss genauso gestellt werden wie jemand, der ein Studium absolviert  –  Jörg Bode (FDP)

Auch Grüne und CDU lobten das Vorhaben der Gebührenfreiheit. „Die duale Ausbildung sollte mehr unterstützt werden“, forderte der CDU-Wirtschaftspolitiker Karl-Heinz Bley. Zum ersten Mal hätten im vergangenen Jahr mehr Schulabgänger ein Studium begonnen als eine Ausbildung. „Ob das für die Zukunft die richtige Entwicklung ist, bleibt fraglich“, mahnte Bley.

Wirtschaftsminister Olaf Lies stellte klar, das Meister-Bafög müsse unabhängig von der Entscheidung des Landtags bestehen bleiben. Es sei weiter nötig, um den Lebensunterhalt in der Phase der Meisterausbildung zu sichern.