Landtagspräsidentin Gabriele Andretta wird nach der Landtagswahl 2022 nicht mehr dem Parlament angehören. | Foto: Kerstin Wendt

Landtagspräsidentin Gabriele Andretta zieht sich nach der Landtagswahl im Oktober aus der aktiven Parlamentsarbeit zurück. Das hat sie nach Informationen des Politikjournals Rundblick gegenüber ihrem heimischen SPD-Unterbezirksvorstand in Göttingen erklärt. Die 60-jährige promovierte Sozialwissenschaftlerin bewirbt sich in ihrem Wahlkreis 17 (Göttingen-Stadt) nicht erneut. Andretta ist seit 2017 Parlamentspräsidentin, davor war sie seit 2013 Vizepräsidentin und davor jahrelang als Wissenschaftsexpertin in der Führung der SPD-Landtagsfraktion vertreten. Erstmals kam die in Rheinland-Pfalz aufgewachsene Politikerin 1998 in den hannoverschen Landtag, nachdem sie in den Jahren vorher viele Jahre als Forscherin am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) in Göttingen tätig war.

Andretta zählt zu den Abgeordneten, die aus dem Stand heraus eine fundierte und klar strukturierte Rede mit einer klaren Botschaft halten können – und damit dann auch die angemessene Aufmerksamkeit erzielen. Zu den Markenzeichen ihrer Amtsführung zählte das Bemühen um eine strikte parteipolitische Ausgewogenheit und Neutralität, obwohl sie selbst in ihrer politischen Haltung klar links einzustufen ist. Ihr Wunsch, als Parlamentspräsidentin nicht politisch vereinnahmt zu werden und Regeln strikt einzuhalten, führte mitunter auch zu Konflikten – auch mit Politikern der eigenen Partei, der SPD. Als Präsidentin hat Andretta zudem versucht, Zeichen zu setzen und wichtige Debatten anzustoßen, etwa zum Thema Frauenrepräsentanz in Volksvertretungen oder auch zur Zukunft der Demokratie und der Landtage. In der Reihe der niedersächsischen Landtagspräsidenten zählt sie wohl mit Fug und Recht zu denen, die als besonders überzeugte  Verfechter des Parlamentarismus gelten können.