Etliche neue Abgeordnete sind in den Landtag eingezogen, sie kommen in eine für sie neue Welt. Was treibt sie an, was wollen sie erreichen – wie stellen sie sich die Arbeit vor? In einer kleinen Serie stellt das Politikjournal Rundblick einige von ihnen vor. Heute hat Niklas Kleinwächter mit Tim Wook (SPD) gesprochen. Podcast hier anhören: Podigee | Spotify | Apple Podcast | Soundcloud | Deezer | Amazon Music

Tim Wook | Foto: Niklas Kleinwächter

Als es dann so weit war und Tim Wook das erste Mal als neugewählter Landtagsabgeordneter den Plenarsaal betrat, war doch alles anders als sonst. Das Gebäude und die Räumlichkeiten kannte er schon, immerhin hat der 27-Jährige früher als Referent für den inzwischen verstorbenen Thomas Oppermann und später als Büroleiter für Stephan Weil gearbeitet. „Eigentlich konnte das für mich alles nicht neu sein – und doch war es ungewohnt, ich war total aufgeregt“, sagt der SPD-Abgeordnete. Die größte Sorge für jeden, der sich mit so vielen anderen Menschen in diesem Umfeld bewegt, sei die, sich womöglich zu verlaufen und es nicht rechtzeitig zum verabredeten Treffpunkt zu schaffen. Aber es sei alles gut gegangen.

Und jetzt? Wook arbeitet im Europaausschuss, im Unterausschuss Medien und im Unterausschuss Strafvollzug („Weil ich in Langenhagen eine Justizvollzugsanstalt habe“). Stellvertretendes Mitglied ist er im Innenausschuss. Er lässt das alles nun auf sich zukommen, denn anders als andere Politiker kam Wook nicht mit einer ausgeprägten fachlichen Prägung ins Parlament. Es war die vielseitige Kommunalpolitik, die ihn auf seinem Weg geführt hat.

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Wie ist das alles gekommen? Vor der Landtagswahl 2013 erlebte der damals 18-jährige Wook eine Podiumsdiskussion in seiner Heimatstadt Langenhagen, der SPD-Bewerber Marco Brunotte stritt damals leidenschaftlich gegen die Studiengebühren. Das hat ihn, Wook, „elektrisiert“, sagt er. Er trat der SPD bei und wurde kurze Zeit später sogar vom Ortsbürgermeister aufgesucht, der ihn fragte, ob er über die Mitgliedschaft hinaus nicht aktiv werden wolle. Wook wollte – und sein Aufstieg begann, erst in der Kommunalpolitik, dann neben seinem Politikstudium als Mitarbeiter bei SPD-Politikern, jetzt als Kandidat für den Landtag.

Ob er den Vorwurf „erst Kreißsaal, dann Hörsaal, dann Plenarsaal“ öfter gehört hat? Vor der Kommunalwahl 2016, ja, da habe man ihm das schon gesagt. Jetzt aber, nachdem er schon sechs Jahre in der Kommunalpolitik tätig ist, sei das anders gewesen. „Viel häufiger hörte ich, gerade auch von Älteren: Es ist gut, dass es jetzt mal die jungen Leute machen sollen.“

Die Familie Wook ist in Langenhagen bekannt, Tim Wooks Vater arbeitet als Pastor. Zum Wahlkreis gehören noch Burgwedel und Isernhagen, zwei eher ländliche Gegenden. Während es im Hannover-nahen Langenhagen um den Straßenverkehr geht, die Infrastruktur und das Wohnungsangebot, spielt in den ländlichen Nachbargemeinden der Wolf eine größere Rolle, auch die Landwirtschaft und vor allem das Dorfleben. „Das Besondere ist, dass viele Vereine das Dorfleben aufrecht halten – es aber immer Probleme gibt, Ehrenamtliche für den Vorstand solcher Vereine zu finden.“



Tim Wook hat vom Zeitpunkt seiner Nominierung an, also schon seit März, im Detail seinen Wahlkampf geplant. Überall ließ er sich blicken, richtete Sprechstunden ein, machte Hausbesuche. In jeder der drei Gemeinden des Wahlkreises plante er eine Großveranstaltung – mit Weil am Silbersee, mit Olaf Lies in Isernhagen und mit Boris Pistorius in Burgwedel. Seine Plakatkampagne war pfiffig, ebenso der Spruch für die letzten Tage vor dem Wahltag: „Wer Weil will, wählt Wook“. „Das prägte sich tatsächlich bei den Leuten ein“, meint der junge Sozialdemokrat. So schaffte er, was viele vorher für unwahrscheinlich hielten: Der letzte der hannoverschen Wahlkreise, der noch als CDU-Hochburg galt, ging für die CDU verloren und an den SPD-Kandidaten Tim Wook. Der überlegt nun, ob es auch sinnvoll sein kann, dass sich die neuen jungen Leute von der SPD im Landtag, die Jusos, vernetzen – so wie sie es im Bundestag schon tun.