Stephan Weil, Niedersachsens Ministerpräsident, und der stellvertretende Gouverneur der ukrainischen Oblast Mykolajiw, Mykola Marinov, haben am Montag mit der feierlichen Unterzeichnung einer Urkunde die Partnerschaft der beiden Regionen besiegelt. Weil betonte im Gästehaus der Landesregierung, wie „untypisch“ die Umstände dieser Partnerschaft seien, schließlich habe man noch mit keinem Land, das sich zu diesem Zeitpunkt im Krieg befand, einen solchen Kontrakt geschlossen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauere am kommenden Sonnabend aber schon zwei Jahre an, erinnerte der Ministerpräsident und versicherte der Oblast Mykolajiw nicht nur Niedersachsens Solidarität, sondern sicherte auch konkrete Unterstützung jetzt und beim Wiederaufbau zu.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (r.) und der stellvertretende Gouverneur der ukrainischen Oblast Mykolajiw, Mykola Marinov (l.) | Foto: Kleinwächter

Noch aber seien Teile des Landes von russischen Truppen besetzt, zudem sei die Region von schweren Unwettern stark verwüstet worden, weshalb auch im vergangenen November die geplante Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde verschoben werden musste. Priorität hätten jetzt Baufahrzeuge oder auch Fahrzeuge zur Schülerbeförderung, erläuterte Weil nach einer Unterredung mit Marinov, bei der es auch um Unterstützung für den Aufbau des Katastrophenschutzes gegangen sei. Im Landeshaushalt seien zunächst rund 2,5 Millionen Euro für die Partnerschaftsarbeit vorgesehen. Künftig, in Friedenszeiten, solle es aber auch um Austausch im Bereich von Wissenschaft und Bildung gehen, sagte Weil und brachte Hochschulpartnerschaften und Schüleraustausch-Programme ins Spiel.



Vize-Gouverneur Marinov sieht Ansatzpunkte für eine künftige Zusammenarbeit insbesondere in jenen Bereichen, in denen sich Niedersachsen und Mykolajiw schon jetzt glichen: beide Regionen hätten Seehäfen, hohe Anteile erneuerbarer Energien und viel Landwirtschaft. „Wir brauchen keine Hilfe, sondern Zusammenarbeit“, erklärte Marinov, der die Unterzeichnung der Urkunde als formellen Akt dessen beschrieb, was schon seit Kriegsbeginn passiere: die Besiegelung einer Partnerschaft. Ein wirtschaftlicher Austausch sei bereits angedacht, sagte Weil und verwies darauf, dass die ukrainische Delegation beispielsweise noch die Firma „Ottobock“ in Duderstadt besuchen werde. Hinsichtlich des geplanten EU-Beitritts der Ukraine und der damit an das Land gerichteten Ansprüchen bat der Vize-Gouverneur um Erfahrungsaustausch und Unterstützung.