Der Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (DRV), Jan Miede, hat auf die Bedeutung der Angebote für die Gesunderhaltung der Beschäftigten hingewiesen. Angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland komme es stark darauf an, möglichst viele Beschäftigte lange, also bis zum regulären Renteneintritt, im Arbeitsprozess zu halten. Das sagte Miede am Dienstag in der Vertreterversammlung der DRV Braunschweig-Hannover. Damit das Ziel gelingen kann, spiele die Gesundheitsvorsorge eine immer wichtigere Rolle. Neben der Rehabilitation als Angebot der Rentenversicherung – unter anderem in den Kliniken der DRV – gewinne auch die „Prävention“ an Gewicht. Im DRV-Rehazentrum in Bad Eilsen (Kreis Schaumburg) wolle man ein „Präventionszentrum“ mit 50 Betten einrichten, das sich dann vorwiegend zunächst an die Einwohner im Kreis Schaumburg und in der angrenzenden Region Hannover richte. Miede betonte, dass die Voraussetzungen für solche Leistungen nicht zu hoch angesetzt werden sollen – Anträge sollten „ohne tiefgreifende Prüfung im Internet“ gestellt werden können. Was die Rehabilitation angehe, seien schon in der Corona-Zeit die Hürden stark gesenkt worden, hier genüge mittlerweile eine telefonische Antragstellung.

Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (DRV), Jan Miede | Foto: G. Wallbaum

Mit „Rehabilitation“ ist gemeint, dass Menschen nach einer Erkrankung wieder fit gemacht werden sollen für das Berufsleben, sie werden medizinisch auf ihre Wiedereingliederung vorbereitet. Die „Prävention“ setzt eine Stufe vorher an: Wer unter Schlafstörungen leidet, sich ausgelaugt fühlt oder andere dauernde Beschwerden hat, kann sich im Präventionsprogramm der Rentenversicherung anmelden. In einer Mischung aus stationärem Training in der Klinik für wenige Tage und berufsbegleitendem Training über mehrere Monate kann dann die Behandlung bestehen, die sich gezielt nicht an Erkrankte richtet, sondern an solche, die einer ernsthaften Erkrankung vorbeugen wollen. Miede sagte, erste Tests für ein Präventionsprogramm seien schon gelaufen. Nun komme es darauf an, die Nachfrage zu überprüfen – und dann weitere Schritte zu erwägen. Was die „Rehabilitation“ angeht, rechne er zunehmend auch mit Menschen über 60, die solche Angebote nutzen werden. Ein Vergleich der Altersgruppen und Krankheitsbilder zeige, dass die Fälle psychischer Erkrankungen in der Sparte der Menschen zwischen 50 und 59 sehr hoch sei, in der Sparte der Menschen über 60 dann aber abnehme. Dafür steige bei den Älteren der Anteil der Krebskranken. Den größten Anteil nehmen jedoch in allen Altersgruppen diejenigen ein, die an Skelett-, Muskel- und Bindegewebekrankheiten leiden.

In der DRV-Vertreterversammlung sagte Miede, die Eckdaten des Bundes-Koalitionsvertrages von SPD, Grünen und FDP zur Rentenpolitik könnten aktuell eingehalten werden – also ein Rentenniveau von nicht weniger als 48 Prozent des Durchschnittseinkommens, ein Rentenbeitrag von nicht mehr als 20 Prozent und keine Anhebung des Renteneintrittsalters. Mahnungen von Arbeitgebervertretern und sogar vom einstigen SPD-Chef Sigmar Gabriel, die Wochen- und Lebensarbeitszeit heraufzusetzen, hätten starken Widerspruch erfahren und seien gegenwärtig auch nicht zwingend erforderlich. Leichter umsetzbar seien andere Stellschrauben als diese, nämlich die bessere Gesundheitsvorsorge für die Arbeitnehmer, eine Verbesserung ihrer Qualifikation und eine geregelte Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland. Unabhängig vom Aufenthaltsstatus der Betroffenen müssten diese in die Lage versetzt werden, im deutschen Arbeitsmarkt mitzuwirken. Laut Miede ist eine Zuwanderung von 300.000 Menschen jährlich in Deutschland gut verkraftbar. „Aber es müssen auch qualifizierte Zuwanderer sein.“ Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen könne es zudem auch klappen, die Erwerbsquote von Frauen zu erhöhen.

In der Vertreterversammlung der Rentenversicherung Braunschweig-Hannover berichtete der Vorstandsvorsitzende Prof. Michael Sommer, die Rehabilitationsangebote seien „das zentrale Element der Gesundheitsstrategie des 21. Jahrhunderts“, alle Rentenversicherungen in Deutschland stimmten ihre Strategie in dieser Frage eng miteinander ab. Der Vorsitzende der DRV-Vertreterversammlung, Rolf Behrens, hob lobend die Möglichkeit hervor, mit freiwilligen Beiträgen die eigene Altersvorsorge aufzubessern.