Liebe Leserinnen und Leser,

wie haben das Otto Waalkes und Udo Lindenberg damals in der Villa Kunterbunt eigentlich mit dem Abwasch gemacht? Diese Frage quälte den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil schon eine ganze Weile, und am Mittwoch bei der Verleihung des niedersächsischen Staatspreises konnte er sie endlich stellen. Die Antwort von Udo Lindenberg ist allerdings nur bedingt belastbar. „Wir haben neben der Küche gestanden und gesungen: Das bisschen Haushalt, macht sich von allein, sagt mein Mann“, scherzte der Panik-Rocker in seiner Laudatio auf seinen früheren WG-Mitbewohner Otto Waalkes. Mit Sicherheit stimmt aber folgender Teil der Erzählung: „Mit Abwasch hatten wir es nicht so.“

Feiern ein Wiedersehen auf der Bühne im HCC: Udo Lindenberg und Otto Waalkes.

Was die Anwesenden im Hannover Congress Centrum ebenfalls erfuhren: Die Villa Kunterbunt war nicht ganz dicht. „Du hattest ein sehr schönes großes Zimmer, aber ich hatte ein Wasserbett – und das war ein bisschen porös“, erinnerte sich Lindenberg. Und auch die Bausubstanz des Hauses sei nicht ganz wasserdicht gewesen, sodass es nach unten durch die Decke tropfte – ins Zimmer von Otto Waalkes. Mitleid durfte sein Nachbar, der ohnehin etwas schneller auf der Erfolgsleiter nach oben kletterte, wohl nicht erfahren haben. „Schöne Grüße von Udos Wasserbett“, witzelte Lindenberg noch rund 50 Jahre später.

Der Preisträger und sein Laudator.

Der „Godfather der deutschen Comedy“ (Zitat: Udo Lindenberg) war aber nicht der Einzige, der gestern die hohe Würde empfing. Der Staatspreis ging zur Hälfte und gleich doppelt nach Emden, denn neben Waalkes wurde auch Eske Nannen ausgezeichnet. Die beiden Preisträger könnten unterschiedlicher, aber auch ähnlicher kaum sein. Denn auch wenn beide einen völlig anderen Ansatz bei der Kulturvermittlung gewählt haben, gibt es doch viele Gemeinsamkeiten.

Die Hauptdarsteller des Abends: Karin Freifrau von Welck, Eske Nannen, Stephan Weil, Otto Waalkes und Udo Lindenberg.

Laudatorin Karin Freifrau von Welck nannte eine ziemlich Ungewöhnliche: „Sie haben beide ihrer Heimat jeweils ein Museum gestiftet.“ Und in dieser Beziehung stellt Nannen, deren Name mit der Kunsthalle Emden untrennbar verbunden ist, den bekanntesten Ostfriesen aller Zeiten sogar noch in den Schatten. Bis heute gab es in dem Museum insgesamt 220 Ausstellungen, die Kunstfreunde aus aller Welt in die Seehafenstadt an der Nordsee lockten. „Sie haben es geschafft, Emden auf der Kulturlandkarte bekannt zu machen“, lobte der Ministerpräsident. Da kamen selbst bei Mitpreisträger Otto leichte Selbstzweifel auf, die dieser lyrisch verarbeitete:

Wenn man einen Preis erhält,
denkt man prompt an Ruhm und Geld.
Kommt der Preis nicht erst posthum,
denkt man auch an Geld und Ruhm.
Kriegt man diesen Preis vom Staat,
fragt sich, was man wohl tat
für das Wohl von Niedersachsen?
Ließ ich hier den Wohlstand wachsen?
Hab‘ ich die Kultur bereichert?
Sonnenenergie gespeichert?
Artensterben unterbunden?
Klimaschäden überwunden?
Die Benzinpreise gesenkt?
Erdgasströme umgelenkt?
Ansteckungsgefahr gemindert?
Datendiebstähle verhindert?
Malte ich die Mona Lisa?
Baute ich den Turm von Pisa?
Weihte ich mit voller Kraft
Meine Zeit der Wissenschaft?
Ich hab‘ doch mein ganzes Leben
nur der Komik hingegeben.
Reicht das schon für diesen Preis?,
frag‘ ich mich, obwohl ich weiß:
Mann, da kannst du lange fragen,
das kann ich nur in Prosa sagen.

Und in Prosa sagte Otto Folgendes: “Für mich ist dieser Preis eine Art Ritterschlag. Daher denke ich, dass ich mit diesem Preis das Recht erworben habe, nicht einfach so mit ‚Blödel-Otto‘ angesprochen zu werden. Ab heute heißt es: Herr Blödel-Otto.”

Nun aber genug geblödelt. Denn in Niedersachsen geht es nicht nur um Kultur. Die Junglandwirte fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zur Schweinehaltung, Innenminister Boris Pistorius hat die Jahresbilanz für den Brand- und Katastrophenschutz 2021 gezogen und wir hatten in der Rundblick-Redaktion außergewöhnlichen Besuch: US-Generalkonsul Darion Akins hat uns in einem Interview ausführlich beschrieben, wie sich die Vereinigten Staaten die transatlantischen Beziehungen im 21. Jahrhundert vorstellen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht,
Ihr Christian Wilhelm Link