TagesKolumne: Dithmarscher Gans, g.g.A.
Eine türkische Vereinigung möchte bekanntlich bei der EU erwirken, dass der Döner als „garantiert traditionelles Lebensmittel“ geschützt wird. Verbunden damit wären dann strenge Vorgaben zur Herstellung der türkisch-deutschen Delikatesse – was nicht jedem schmeckt. Ob das Manöver gelingen wird, ist deshalb fraglich. Doch sollten die Initiatoren scheitern, bietet die EU-Bürokratie noch eine andere Möglichkeit.
Schafft es der Döner nicht in den exklusiven Club der rund 90 „garantiert traditionellen Lebensmittel“ (g.t.L.) bleibt ja immer noch die Option, die türkischstämmige Fladenbrottasche als „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) registrieren zu lassen. Aufgenommen in diesen illustren aber weitaus größeren Kreis wurde jüngst erst die „Dithmarscher Gans“ – da sollte für den Istanbuler Döner doch auch noch Platz sein.
Aber was ist denn eine „Dithmarscher Gans“, mag sich der geneigte Niedersachse jetzt fragen. Deshalb zitiere ich kurz aus der Mitteilung der EU-Kommission vom Mittwoch: „Bei der Dithmarscher Gans handelt es sich um eine alte Landgänseart, robust und relativ schwer. Diese Art wurde vor etwa 150 Jahren auf einem kleinen, eng begrenzten Landstrich zwischen Elbe und Eider begründet, der Region Dithmarschen. Die ‚Dithmarscher Gans‘ wird in Freilandhaltung gehalten, auf den weitläufigen und feuchten Wiesen und Marschen der Region. Besonders wichtig ist, dass die Aufzucht der Elterntiere, das Schlüpfen der Gänse und die Aufzucht der Gänse bis zum 21. Lebenstag in Dithmarschen stattfindet.“
Zu findet ist diese ausführliche Information ab sofort auf der göttlich klingenden Plattform eAmbrosia, im EU-Register für geschützte regionale Agrarprodukte (übrigens nur einen Klick entfernt von den garantiert traditionellen Lebensmitteln). Das ist jedenfalls jenes Verzeichnis, in dem Sie auch die Spreewälder Gurken, die Thüringer Rostbratwurst, den Dresdner Christstollen, die Frankfurter Grüne Soße und seit letztem Jahr auch die Berliner Currywurst ohne Darm finden können.
Original Niedersächsisches gibt’s dort natürlich auch, zum Beispiel: seit 1997 den Ammerländer Schinken beziehungsweise den Ammerländer Knochenschinken (PGI-DE-1223), nicht zu verwechseln mit dem Ammerländer Dielenrauchschinken beziehungsweise dem Ammerländer Katenschinken (PGI-DE-1225). Oder seit 2011 den Göttinger Feldkieker (PGI-DE-0721), der sich wiederum erheblich von dem seit 2013 geführten Eichsfelder Feldkieker (PGI-DE-0773) unterscheiden dürfte.
Falls Sie noch nicht wissen, was Sie am Wochenende den wirklich guten Freunden kredenzen wollen, empfehle ich Ihnen die Lektüre der nur 3622 Einträge in der eAmbrosia-Datenbank. Es ist ein Genuss für alle Sinne!
Original niedersächsische Nachrichten präsentieren wir Ihnen heute wieder im Rundblick:
- Welt-Aids-Kongress: Ein Projekt zur HIV-Infektion aus dem Emsland wird in München zum Vorbild für die Welt
- Handwerkskammer: In Garbsen zeigt ein Handwerksbetrieb, wie man Mitarbeiter begeistert und hält
- Interview: Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann fordert, Kooperationen von Kliniken zu erleichtern
Kommen Sie genussvoll durch den Donnerstag
Ihr Niklas Kleinwächter
Dieser Artikel erschien am 01.08.2024 in der Ausgabe #128.
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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