So kurz vor Heiligabend kommen Ihnen „Last Christmas“, „All I Want For Christmas Is You“ und „Do They Know It’s Christmas?“ wahrscheinlich schon zu den Ohren raus. Oder Sie leiden wie ich unter einem allgemeinen Weihnachtsglöckchen-Trauma. Dummerweise kamen findige Popmusik-Produzenten irgendwann auf den Trichter, dass man mit etwas Gebimmel jede noch so verhunzte Komposition als Weihnachtslied verkaufen kann. Seitdem ist leider nicht nur das zweitschlimmste Instrument nach der Blockflöte in der Vorweihnachtszeit omnipräsent, sondern auch der schlechte Geschmack.

Wer den Film „Tatsächlich…Liebe“ kennt – mittlerweile selbst ein Weihnachtsklassiker – weiß, wovon ich rede. „Das Lied ist Schrott … aber kauft es trotzdem!“, wirbt da der alternde Rockstar Billy Mack (gespielt von Bill Nighy) für seine ziemlich schreckliche Weihnachtssingle „Christmas Is All Around“, die nicht mehr ist als ein müder Abklatsch des alten Pop-Klassikers „Love is All Around“.



Ein Lied, das zwar den Geist von Weihnachten aufgreift, ohne aber selbst ins Weihnachtsklischee abzudriften, ist „From A Distance“. „Aus der Ferne haben wir alle genug und keiner ist in Not. Da sind keine Waffen, keine Bomben und keine Krankheiten. Aus der Ferne siehst du aus wie mein Freund, obwohl wir im Krieg sind“, heißt es in dem Song, der 1990 durch Bette Midler zum Welthit wurde. Damals tobte der Zweite Golfkrieg im Irak, heute fallen die Bomben in Israel und der Ukraine.

Mir kam „From A Distance“ am vergangenen Wochenende allerdings aus einem anderen Grund wieder in den Sinn. Am Sonnabend saß ich an meinem Fenster und beobachtete die diesjährige Lichterfahrt der Celler Bauern, die sich gerade durch meine Nachbarschaft schlängelte. Über 125 bunt geschmückte Traktoren waren mit dabei, spielten Weihnachtslieder (ja, auch die oben erwähnten) und verbreiteten trotz geballter PS-Power eine festliche Stimmung in der Stadt. Aus der Ferne wirkte das alles sehr harmonisch.

Die Karawane nimmt gar kein Ende: Gut eine halbe Stunde dauert es, bis der letzte Traktor vorbeigerollt ist. | Foto: Link

Erst am darauffolgenden Tag erfuhr ich, dass viele Landwirte aus Wut gegen die Kürzungen im Agrarbereich ihre Fahrzeuge nicht nur mit Lichterketten, Nikoläusen und Tannenbäumen, sondern auch mit Protestschildern geschmückt hatten. Man musste allerdings nah dran gewesen sein, um diesen Teil der Lichterfahrt überhaupt mitzubekommen.

Aus der Ferne eher schwierig zu lesen: „Wir schenken euch ein Lächeln, schenkt ihr uns eure Unterstützung“, steht auf einem Transparent bei der Celler Lichterfahrt. | Screenshot: Youtube/Cellenser

Während der Lichterfahrt soll sich übrigens auch folgendes Ereignis zugetragen haben: Nachdem der Trecker-Konvoi eine ganze Weile unterwegs war, wunderten sich die Landwirte, warum es plötzlich nur noch mit verminderter Geschwindigkeit vorwärts geht. Eilig hatten es die Celler Bauern, die unter anderem gegen eine Kürzung der Agrardiesel-Subventionen protestierten, zwar nicht. Seltsam fanden sie es aber schon. Später verbreitete sich die Meldung, dass für das Ausbremsen der Dieseltraktoren das Elektroauto der Celler Polizei verantwortlich gewesen sei. Dieses habe mitten im Einsatz schlapp gemacht, weshalb die Polizisten den motorisierten Umzug zwischenzeitlich zu Fuß anführen mussten, um die Verkehrssicherheit weiterhin zu gewährleisten.

Ob es sich dabei um ein Weihnachtsmärchen oder um einen Tatsachenbericht handelt, kann ich Ihnen an dieser Stelle leider nicht verraten. Aus der Ferne betrachtet, könnte da aber durchaus was Wahres dran sein.



Gründlich recherchiert haben wir dagegen folgende Themen:

Ärger um Schacht Konrad: Mit seiner Entscheidung zum Atommüllendlager Schacht Konrad hat Umweltminister Christian Meyer nicht nur den Zorn von BUND und Nabu auf sich gezogen. Die Umweltverbände bekommen von mehreren Seiten Unterstützung.

Kein Weihnachtsgeschenk für Beamte: Die niedersächsische Landesregierung hat gestern die Chance verstreichen lassen, noch in diesem Jahr die neuen Regeln für die Beamtenbesoldung umzusetzen. Trotzdem holt Beamtenbund-Chef Alexander Zimbehl nicht die Rute raus, sondern zeigt Verständnis.

Lies versus Lüneburg: Wirtschaftsminister Olaf Lies ist eigentlich für seine versöhnende Art in ganz Niedersachsen bekannt. Im Streit um den Schienenausbau zwischen Hannover und Hamburg hat der SPD-Politiker jetzt allerdings Stadt und Landkreis Lüneburg gegen sich aufgebracht.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link