Um Willy Brandts ersten Kanzleramtschef Horst Ehmke rankt sich eine der schönsten Legenden der Bonner Republik. Auf die Frage seines Fahrers „Wohin?“ soll Ehmke einmal erwidert haben: „Egal wohin, ich werde überall gebraucht.“ Eine ähnliche Antwort könnte dieser Tage der niedersächsische Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies geben. Der 56-Jährige hat in seinem Zuständigkeitsbereich gerade mehr offene Baustellen als das Straßennetz der Messestadt Hannover, die punktgenau zur Agritechnica ihren neuen Werbeslogan „Die Welt zu Gast im Verkehrschaos“ umsetzt. 

Dahinter steckt die Marketing-Idee, den Besuchern der Weltleitmesse für Landtechnik einen unvergesslichen Aufenthalt in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu bieten. Denn wie jeder Großstädter weiß, tuckert der gemeine Agritechnica-Besucher das restliche Jahr über mit Traktor, Mähdrescher oder Runkelrübenrupfmaschine übers freie Feld. Endlose Blechlawinen kennen diese Landeier nur aus dem Fernsehen oder bestenfalls aus den Sommerferien von der Autobahn.

Aber zurück zu Olaf Lies: Gleich zwei Rundblick-Redakteure waren gestern nötig, um den umtriebigen SPD-Politiker bei seinem Tagewerk zu begleiten. Erst war der Digitalisierungsminister auf der Fachtagung „Industrie Digital“ vor Ort, wo der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft im Fokus stand. Danach stellte er in seiner Funktion als Bauminister den Wohnungsmarktbericht 2023 für Niedersachsen vor. Als Verkehrsminister konnte Lies dagegen gestern nicht glänzen, denn das Thema hatte vorgestern bereits sein Kollege Christian Meyer (Grüne) abgeräumt.

In Landesbergen überreichte der Umweltminister überraschenderweise 150.000 Euro für das hiesige Aal-Taxi. Typisch Rot-Grün, werden Sie jetzt sagen, hauen so viel Geld für Fische raus, die genauso gut mit dem ÖPNV fahren könnten! Andererseits muss man bedenken, dass man für 150.000 Euro gerade mal 255 Aale für ein Jahr mit dem Deutschlandticket ausstatten kann – ich habe nachgerechnet. 

Die dazugehörige Pressemitteilung konnte ich aus Zeitgründen leider nur überfliegen, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Zusammenfassung weitgehend korrekt ist. Leider verzichtete das Umweltministerium darauf, ein Foto von Meyers Fahrt im Aal-Taxi anzuhängen, sodass ich – getragen vom Spirit der „Industrie Digital“ mithilfe von generativer KI das Ganze für Sie visualisiert habe:

Wenn Sie gerne wissen möchten, wie sich Künstliche Intelligenz ohne menschliche Mithilfe ein Aal-Taxi vorstellt, möchte ich Sie an dieser Stelle auf unseren Rundblick-Instagram-Kanal verweisen. Dort haben wir die besten Bilder für Sie zusammengestellt.

Freie Fahrt ins Wochenende wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link