Die IG Metall trifft sich zum Auftakt der Tarifrunde 2022 im Maharadscha-Saal im Zoo Hannover. | Foto: Link

Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, hat am Donnerstag in Hannover die Tarifrunde 2022 für die Metall- und Elektroindustrie eingeläutet. „Arbeitgeber gebt Acht: Jetzt ist Zeit für mehr Kohle“, sagte Gröger mit Verweis auf die Gewerkschaftsforderung nach einem Lohnanstieg von 8 Prozent mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die IG Metall hatte für den Tarifrunden-Auftakt den prunkvollen Maharadscha-Saal im Erlebniszoo Hannover ausgewählt.

„Das ist eine einmalige Location und gut geeignet in einer Zeit, da uns die andere Seite dazu mahnt, den Gürtel enger zu schnallen“, meinte Gröger auf der Bühne mit Blickrichtung auf das Gehege des Sibirischen Tigers. Der Gewerkschaftsführer bereitete seine Kollegen auf einen hitzigen Tarifstreit vor. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, begründete die IG-Metall-Forderung wie folgt: „Acht Prozent ist erträglich für die Unternehmen. Der Mehrzahl geht es weiter gut.“ Dabei handelt es sich laut Arbeitgeberseite allerdings um einen Trugschluss.

„Auftragseingänge taugen nicht als Maßstab“

„Die gute Nachricht ist, dass die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in der Summe gut aufgestellt sind – das belegen die Auftragseingänge. Sie können die Aufträge aktuell aber nicht abarbeiten, weil Teile und Personal fehlen – oder weil sie aufgrund der hohen Vorleistungskosten mit den Aufträgen Verluste machen würden. Deshalb taugen die Auftragseingänge auch nicht als tarifpolitischer Maßstab“, sagt Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen-Metall. Genauso wie die Beschäftigten seien auch die Unternehmen der Metall- und Elektrobranche von den hohen Preissteigerungen betroffen, insbesondere bei der Energieversorgung.

„Die Unternehmen können die Preissteigerungen in den meisten Fällen nicht weitergeben“, stellt Schmidt klar und fügt hinzu: „Viele Betriebe sind deshalb bereits massiv in ihrer Existenz gefährdet. Die Unsicherheiten sind größer denn je, und noch nie haben sich die Risiken so konzentriert wie derzeit.“ Von der kämpferischen Rhetorik der Gewerkschaft lässt sich der Verhandlungsführer der Arbeitgeber nicht anstecken. „Unternehmen und Beschäftigte haben bislang immer eine Lösung gefunden, und das wird auch in diesem Jahr gelingen“, sagt Schmidt.