Trend nimmt zu: Immer mehr Lehrer wechseln in eine Teilzeit-Tätigkeit
Immer mehr der rund 68.000 Lehrer in Niedersachsen möchten ihren Beruf nur in Teilzeit ausüben. Das geht aus der Statistik hervor, die das Kultusministerium auf Anfrage des Politikjournals Rundblick vorlegte. Demnach ist zu Beginn des neuen Schuljahres ein Schwellenwert überschritten worden: 25.100 Lehrer haben eine Teilzeittätigkeit bei den Regionalen Schulämtern beantragt. Im Jahr zuvor betraf das noch 24.428 Lehrer, im Schuljahr 2022/2023 waren es sogar nur 23.903 Lehrer. Damit scheint sich der Trend zu bestätigen, dass der Pädagogen-Beruf zunehmend zu einer bevorzugten Teilzeit-Tätigkeit wird. Das Kultusministerium weist allerdings auf Anfrage des Politikjournals Rundblick darauf hin, dass in Niedersachsen die Teilzeit-Quote noch unterdurchschnittlich ist. Sie habe 2022 bei 36,9 Prozent gelegen – gegenüber 41 Prozent im Bundesdurchschnitt.
Zu den Gründen lassen sich nur eingeschränkt Angaben machen. Auch die Frage, inwieweit es einen Wechsel von Vollzeit zu Teilzeit gegeben hat, ist nach Auskunft des Ministeriums nicht möglich, denn eine systematische Auswertung der Anträge liege nicht vor. Grundsätzlich wird aber zwischen zwei Formen unterschieden. Da ist zunächst die „voraussetzungslose Teilzeit“, die jeder Beamte beantragen kann. Daneben gibt es noch die Teilzeit aus familiären Gründen, wenn beispielsweise Kinder oder enge Familienangehörige betreut werden müssen. Den Weg der voraussetzungslosen Teilzeit sind in diesem Schuljahr 6458 Lehrer gegangen, die Zahl bewegt sich auf dem Niveau der Vorjahre. Eine stetige Steigerung indes fällt auf bei den Anträgen auf Teilzeit wegen familiären Gründen. Hat es im August 2022 noch 17.463 Anträge diesbezüglich gegeben, so stieg die Zahl ein Jahr später auf 18.009, jetzt ist sie bei 18.642. Starke Anstiege gibt es vor allem bei Grundschulen (7708 Anträge) und Gymnasien (4327 Anträge), etwas weniger bei Oberschulen (1854 Anträge) und Gesamtschulen (2397 Anträge). Das Kultusministerium berichtet, in den zurückliegenden Jahren habe es eine große Anzahl junger neuer Lehrkräfte gegeben, darunter sind viele Frauen. Viele dieser neuen Lehrer hätten aus familiären Gründen ihre Arbeitszeit reduziert.
Die Befürchtung mancher Beobachter, die seit August 2024 wirksame Anhebung vieler Lehrerbezüge von A12 auf A13 werde die Teilzeit-Anträge sprunghaft steigen lassen, bestätigt sich mit diesen Zahlen nun nicht. Vielmehr wird ein beständiger, bei Grundschulen und Gymnasien sehr ausgeprägter Drang vieler Lehrkräfte in eine Teilzeit-Beschäftigung erkennbar. Dieses wird aber in jedem Einzelfall auch deshalb möglich, da es sich die Betroffenen leisten können, mit weniger Gehalt über die Runden zu kommen. Ob die A13-Entscheidung der rot-grünen Koalition nun aber tatsächlich einen Schub für noch mehr Teilzeit-Anträge bewirkt, lässt sich vermutlich erst in den kommenden Jahren erkennen – dann nämlich, wenn in den Familien erkennbar wird, wie sich mit dem Plus auf der Gehaltsabrechnung die finanzielle Situation der Betroffenen verändert.
Dieser Artikel erschien am 15.08.2024 in der Ausgabe #138.
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