…hat in dieser – durch einen Feiertag unterbrochenen – Woche im Landtag oder seinen Ausschüssen keine großen Reden gehalten. Er blieb in der Landeshauptstadt, wie die allermeisten seiner Zunft, in den ersten Oktobertagen 2018 eher unauffällig. Obwohl er das eigentlich sehr gut kann, das Redenhalten. Aber die Gelegenheit gab es zwischen dem 1. und dem 6. Oktober nur selten. Nein, es war vielmehr eine kleine Geste in dieser Woche, die zeigte, dass dieser Politiker Gespür hat für symbolische Momente zum richtigen Zeitpunkt. Wie man ihm überhaupt eines nicht absprechen kann – Taktgefühl. Er gehört zu denjenigen im Parlament, die dort regelmäßig mit Würde und Sachkenntnis auftreten, die auch immer wieder darauf achten, dass sie am Rednerpult möglichst interessante und durchdachte Positionen vortragen.

Der Politiker der Woche heißt…  Christos Pantazis, wird kommenden Dienstag 43 Jahre alt und ist derzeit Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Braunschweig, sowie einer der Stellvertreter der Fraktionsvorsitzenden der SPD im Landtag, Johanne Modder. Eigentlich ist er Arzt, hat beim berühmten hannoverschen Hirnchirurgen Prof. Madjid Samii seine Doktorarbeit geschrieben und bildet sich freiwillig immer auch medizinisch weiter. Wie passt das für ihn zum Politikerdasein? Pantazis ist unglaublich aktiv, liebt das Gespräch mit den Leuten, spricht dabei sehr schnell – und wer ihm zuhört, muss sich anstrengen, wenn er alles mitbekommen will.

Der Grund, warum Christos Pantazis in dieser Woche den begehrten Titel „Politiker der Woche“ erhält, ist ein doppelter. Zum einen hat die Rundblick-Redaktion sich vorgenommen, die fünf bis sieben wirklich guten und nicht-stromlinienförmigen Redner im Landtag beim „Politiker der Woche“ in diesem Jahr vorkommen zu lassen. Da aber nicht in jeder Woche gute Reden gehalten werden, in manchen Wochen dann mehrere, müssen wir das ein wenig verteilen. Pantazis hätte in dieser Hinsicht schon mehrfach den Preis verdient, die Umstände hatten es bisher nicht zugelassen. Der zweite Grund ist, dass der „Politiker der Woche“ in der Woche vor seiner Kür etwas besonderes getan, gesagt oder angeschoben haben muss. Das kann manchmal auch eine Nebensächlichkeit sein. Hier scheint es so zu sein. Denn zum Feiertag, dem Tag der deutschen Einheit, wanderte Pantazis mit seiner Frau Tanja (einer Politikwissenschaftlerin) zum „Grenz-Imbiss“ in Hohegeiß bei Braunlage. Dieser Ort ist symbolisch, weil dort vor knapp 29 Jahren beim Fall der innerdeutschen Grenze eine wichtige und eindrucksvolle Begegnungsstätte war.

Damit zeigte sich der Sozialdemokrat Pantazis als einer von – nicht vielen – niedersächsischen Politikern, die es für wichtig und richtig halten, an jedem 3. Oktober auch an die Kernfrage der Wiedervereinigung von 1990 zu erinnern: an das Zusammenwachsen von West- und Ostdeutschland. Für das Ehepaar Pantazis war es noch ein anderer wichtiger Anlass, denn die Tante seiner Frau hatte in diesem Imbiss einst gearbeitet. Der Arzt Pantazis also, ein Kind griechischer Gastarbeiter, in Hannover geboren und in Seelze bei Hannover aufgewachsen, ausgestattet mit dem Streben nach Wissen, Bildung und Kommunikation, sucht am 3. Oktober die Nähe zur alten innerdeutschen Grenze. Er bekennt sich zur deutschen Einheit. Pantazis war auch am Gedenkstein eines Mannes, der beim Fluchtversuch aus der DDR getötet wurde – und er postete seinen Besuch beim „Grenz-Imbiss“ anschließend bei Facebook. Das ist jetzt wohl keine weltbewegende Geste gewesen, aber eine sehr passende. Für die Rundblick-Redaktion bietet es den Anlass, Pantazis zu krönen zum „Politiker der Woche“. Glückwunsch dazu!