Von Unterrichtsversorgung bis IT-Infrastruktur: Die Berufsbildenden Schulen hinken an vielen Stellen hinterher. Die IHK Niedersachsen (IHKN) und der niedersächsische Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLWN) haben die Probleme in einem gemeinsamen Papier aufgeführt und beschrieben, was sich an den Schulen ändern muss, und das möglichst schnell.

Betreuung der IT-Infrastruktur darf keine „Nebenbei-Aufgabe“ der Lehrkräfte sein, meint IHKN-Chefin Maike Bielfeldt – Foto: MB.

„Ganz viele Themen sind seit vielen Jahren bekannt, werden aber nicht angefasst“, beklagte der VLWN-Vorsitzender Joachim Maiß am Donnerstag in Hannover. IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt nannte den seit Jahren verstetigten Unterrichtsausfall von zehn Prozent inakzeptabel. Sie forderte, Lehrkräfte flexibler einzusetzen und mehr Möglichkeiten für Quer- und Seiteneinsteiger zuzulassen.

Das gestaltet sich in der Praxis bisher schwierig, wie Joachim Maiß beschrieb, der auch Schulleiter einer berufsbildenden Schule ist. So könne er aktuell eine Lehrkraft nicht fest einstellen, obwohl sie bereits seit Jahren erfolgreich an der Schule arbeite. Sie erfülle aber eine einzige formale Qualifikation nicht. „Es gibt laufbahnrechtliche Hürden, an denen ich nicht vorbeikomme. An der Stelle sollten wir vielleicht etwas beweglicher werden“, forderte Maiß.

Aus dem Kultusministerium höre man immer wieder, dass die Stellen an den Berufsbildenden Schulen doch ohnehin nicht besetzt werden könnten, weil es an Bewerbern fehle. „Wir brauchen aber das Budget, um darüber dann multiprofessionelle Teams zu engagieren.“

Wenn Sie jetzt aber mehr als 50 Geräte ordern, lacht Sie der Händler aus. So viele Geräte, wie benötigt werden, sind derzeit gar nicht am Markt.

Der VLWN-Vorsitzende erklärte, dass Schulen dann zum Beispiel einen IT-Administrator finanzieren könnten.  Derzeit liege zumeist „eine Lehrkraft unter dem Tisch, um sich um die Kabel zu kümmern“. Auch IHKN-Chefin Bielfeldt stellte klar, dass die Betreuung der IT-Infrastruktur keine „Nebenbei-Aufgabe“ der Lehrkräfte sein dürfte.

Überhaupt sei ein Großteil der Mittel für Digitalisierung noch nicht abgerufen worden – zu bürokratisch, zu komplex. Gerade aber für Berufsbildende Schulen sei die digitale Ausstattung besonders relevant, weil sie eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, die über ein bestimmtes Level in punkto Digitalisierung verfüge. Hier dürften die Realität in den Betrieben und die schulische Wirklichkeit nicht zu weit auseinanderklaffen.

In ihrem Papier fordern IHKN und VLWN, die Fördermittel des Bundes und Landes zur Digitalisierung schnell und vorrangig in den Berufsschulen eizusetzen. Von heute auf morgen wird denn Vieles nicht gehen. So dürfte sich die Ausstattung der Lehrkräfte mit Geräten noch hinziehen, obwohl diese inzwischen politisch ermöglich wurde. „Wenn Sie jetzt aber mehr als 50 Geräte ordern, lacht Sie der Händler aus. So viele Geräte, wie benötigt werden, sind derzeit gar nicht am Markt“, berichtete Maiß und verwies noch einmal auf die fehlende professionelle IT-Administration an den Schulen. „Was nutzen die Geräte, wenn sich niemand um die IT kümmert?“

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Maiß sprach sich darüber hinaus dafür aus, die Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen zu verbessern. Dabei müssten die Berufsschulen eine entscheidende Rolle spielen. „Es sollte nicht so sein, wie es aktuell der Fall ist, dass Berufsbildende Schulen mit einer allgemeinbildenden Schule zusammenarbeiten können – nein, Sie müssen es tun“, forderte er.

Ohnehin müssten ökonomische Inhalte auch an den allgemeinbildenden Schulen stärker thematisiert werden, und zwar fächerübergreifend. Ein einzelne Unterrichtsfach „Wirtschaft“ sei dafür nicht nötig. Maiß zufolge geht es auch darum,  fehlende Bildungsinhalte dem Kanon hinzuzufügen. Die Schüler bräuchten Grundkenntnisse darüber, wie die Welt funktioniert. „Wir bringen unseren Schülern bei, wie sie die dritte Ableitung berechnen können. Aber sie wissen nicht, was bei einem Handyvertrag auf sie zukommt, oder ob man nach der Schule in ein kleines oder mittelständisches Unternehmen gehen sollte.“