Innenminister Boris Pistorius hat auf eine erfreuliche Tendenz bei der Entwicklung der politisch motivierten Gewaltdelikte in Niedersachsen verwiesen: Es wurden im vergangenen Jahr 3286 Fälle registriert, 2019 waren es noch 3683 Fälle gewesen. In allen Bereichen gab es weniger Ereignisse – zugenommen haben nur die Vorkommnisse, bei denen die politische Ausrichtung nicht ganz klar ist. Das betrifft größtenteils die Aktionen gegen die Corona-Politik, bei denen sich Links- wie Rechtsextreme besonders hervortun, aber eben auch Extremisten, die nicht den beiden Rändern zuzuordnen sind. Dazu sind wohl auch radikale Impf-Gegner zu zählen.

Was die Aktivitäten der „Reichsbürger“ angeht und die Attacken auf Amtsträger, sind die politischen Gewichtungen auch nicht so eindeutig. Längst nicht alle „Reichsbürger“ werden im rechtsextremen Lager verortet. 2020 kam es in Niedersachsen auch zu zwei Fällen von Rechtsterrorismus: Ein Brandanschlag auf ein Restaurant in Syke, außerdem ein geplanter Anschlag im Kreis Hildesheim. Dort ist der Täter freigesprochen worden, die Revision aber läuft noch.

Pistorius erklärte, der Rückgang der politisch motivierten Kriminalität in Niedersachsen werde in einer Phase vermerkt, in der diese Ereignisse bundesweit ansteigen. Der Grund könne sein, dass die politischen Auseinandersetzungen hierzulande – anders als in Baden-Württemberg, Hessen oder in den ostdeutschen Ländern „eine geringere Dynamik“ hätten, womöglich sei auch die Polizeistrategie bei Anti-Corona-Demos hierzulande erfolgreicher, ein Zusammentreffen verfeindeter Gruppen sei etwa in Hannover weitgehend vermieden worden.