In Niedersachsen sind mit Wilhelmshaven und Stade gleich zwei Standorte an einem möglichen LNG-Terminal interessiert. Liquefied Natural Gas (Flüssig-Erdgas) wird zum Beispiel als Kraftstoff oder für die Produktion von Wärme genutzt. Die Grünen in Niedersachsen raten jetzt aber von weiteren LNG-Standorten ab und warnen vor Investitionsruinen an den niedersächsischen Häfen.

Julia Verlinden sieht einen Grund dafür, warum weitere LNG-Terminals überall aus dem Boden sprießen sollten.

Jetzt noch Anlagen für fossile Rohstoffe mit Fördergeldern zu unterstützen, sei keine kluge Idee, sagt Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Grünen im Bundestag, im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Zum einen würden sich die Anlagen mittelfristig nicht rechnen, wenn Deutschland mit der Energiewende ernst mache. Schließlich gingen auch sämtliche energie- und klimapolitischen Szenarien davon aus, dass man aus fossilen Energieträgern aussteigen werde. „Im schlimmsten Fall müssen die Steuerzahler am Ende noch für Entschädigungen geradestehen, weil die Investoren dann Druck machen“, sagt Verlinden.

Sie sieht auch keinen Grund dafür, warum weitere LNG-Terminals überall aus dem Boden sprießen sollten. „Es gibt bereits viele dieser Terminals in Europa, und die sind noch gar nicht ausgelastet. Das gilt auch für Terminals in Belgien und in den Niederlanden. Warum sollten wir also an der deutschen Küste jetzt in weitere Terminals investieren?“

Im schlimmsten Fall müssen die Steuerzahler am Ende noch für Entschädigungen geradestehen, weil die Investoren dann Druck machen.

Verlinden kritisiert, dass sich Politiker von SPD und CDU in der Debatte vor allem von außen- und geopolitischen Argumenten leiten ließen. Dabei heiße es, je mehr Importmöglichkeiten es für Erdgas gebe, desto unabhängiger und flexibler sei Deutschland. „Das ist aber nicht Punkt. Es geht nicht um eine Vielzahl von Bezugsquellen, sondern um eigene Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffimporten“, so die Bundestagsabgeordnete aus Lüneburg.

Mehr erneuerbare Energien aus Europa selbst sorgten für viel mehr Wertschöpfung am eigenen Standort und mehr außenpolitische Unabhängigkeit. Der Rohstoffimport führe dagegen immer wieder zu  Konflikten. Ein Beispiel dafür seien gerade die LNG-Anlagen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte der US-Regierung im Streit um die Erdgasleitung „Nord Stream 2″ versprochen, in Zukunft mehr LNG aus den USA einzuführen.

Verlinden setzt auf „bessere Lösungen“

Während sich mehrere niedersächsische Politiker je nach Wahlkreis für Wilhelmshaven oder Stade als LNG-Terminal-Standort einsetzen und hoffen, dass die Entscheidung am Ende nicht für Brunsbüttel in Schleswig-Holstein fällt, haben sich die Grünen bereits auf dem Parteitag in Osterholz-Scharmbeck Anfang Mai klar gegen die Terminals positioniert. Für die Umweltwissenschaftlerin Verlinden ergibt es aus klimaschutzpolitischer Sicht keinen Sinn, Geld in fossilen Rohstoffen zu versenken.

Das gelte auch für LNG und Erdgas, unabhängig davon, ob das Gas aus Russland oder Norwegen aus der Leitung komme oder ob es sich um „gefracktes Gas“ aus den USA handele, dass uns über die Ozeane erreicht. „Da muss es bessere Lösungen geben. Das Frackinggas aus den USA belastet das Klima sogar noch stärker als russisches Erdgas aus der Pipeline, weil bei der Gewinnung von Erdgas durch Fracking sehr viel Methan entweicht.“ Standorte wie Wilhelmshaven hätten auch ohne LNG-Terminal gute Chancen für die Zukunft, zum Beispiel mit einer Wasserstoffinfrastruktur.

Mit Ökostrom hergestellter Wasserstoff ließe sich bereits heute zu zehn Prozent in das Erdgasnetz einspeisen. Dieser Mix könne bereits in fast allen Heizungen und Kraftwerken verbrannt werden. „Das wäre schon mal ein Start, dadurch würden wir damit beginnen, den fossilen Rohstoff zu verdrängen.“