In den siebziger Jahren tobte in der hannoverschen SPD ein erbitterter Machtkampf mit vielen Akteuren. Wie Recherchen des Politikjournals Rundblick jetzt zeigen, interessierte sich dafür sogar die Staatssicherheit der DDR. Wir schildern die Ereignisse in einer kleinen historischen Serie. Heute der zweite Teil: die Rolle von Bruno Orzykowski.
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Wer war nun dieser Orzykowski? „Ein sehr belesener Mann“, sagt sein Freund Pennigsdorf. Im Gefängnis habe Bruno „Dostojewski verschlungen“ und gelernt, wie man sich dort vor zu viel Einsamkeit rettet: „Lesen, lesen, lesen“. Später, im Parlament, seien die beiden aber eher Außenseiter gewesen, erinnert sich Egon Kuhn. So richtig dazugehört habe Bruno zur Lindener SPD aber auch nicht, er sei „immer ein wenig undurchsichtig geblieben“, meint Kuhn. An der Nähe zu den Kommunisten kann das nicht gelegen haben, denn auch Kuhn hatte dort ja keinerlei Vorbehalte. Dass sich die Lindener SPD sehr wohl auf Orzykowski stützte und ihn im Gegenzug weiter unterstützte, hat vor allem mit der Truppe der VAW-Arbeiter (zu der Zeit 14.000 Beschäftigte) zu tun. Das meint auch Wolfgang Jüttner, seine politischen Anfänge auch in der Lindener SPD hatte. „Wenn Wahlkämpfe waren und wir planten, wo wir etwa mit Heidemarie Wieczorek-Zeul auftreten sollten, hieß es immer: Wir gehen zu Bruno. Da war immer genügend Publikum garantiert.“ Mit Weggefährten aus Linden war Orzykowski auch regelmäßig bei Reisen in die Sowjetunion dabei, von „den Russland-Fahrern“ war bald in der Lindener SPD die Rede. Eine Reise in die UdSSR wurde 1971 vom Landtag organisiert, und dabei lernten sich Orzykowski und der in der SPD eher rechts stehende Horst Milde, später Landtagspräsident, näher kennen. Milde erinnert sich: „Er war ein kommunistischer Träumer, während ich als gebürtiger Schlesier nichts vom Kommunismus hielt. Aber ich sprach so wie er immer offen aus, was ich meinte – und das imponierte ihm.“