Die Arbeitsebene macht mit der Hausspitze was sie will. Dammann-Tamke vertritt allerdings die Auffassung, dass der Schuss in die Halswirbelsäule sofort zum Tod geführt haben müsse. Außerdem bezweifelt er, dass sich tatsächlich jemand einem angeschossenen aber noch lebenden Wolf genähert haben könnte, ohne selbst durch den Wolf verletzt geworden zu sein. Der Präsident der Landesjägerschaft, die in Niedersachsen für das allgemeine Wolfsmanagement zuständig ist, fordert deshalb Einsicht in die Röntgen-Bilder der getöteten Wölfin. Er erhofft sich dadurch Erkenntnisse zum tatsächlichen Tatablauf. Den veröffentlichten Ergebnissen des IZW steht Dammann-Tamke mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Denn das IZW habe ein Datenmonopol bei der Wolfgenetik in ganz Deutschland. Dammann-Tamke, glaubt, dass hier mit mehr Transparenz ein Großteil der emotional geführten Wolfsdebatte befriedet werden könnte.Lesen Sie auch: Rodewalder Wolf soll weitere Nutztiere getötet haben
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Dammann-Tamke in einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung die Vermutung geäußert, die „Arbeitsebene des Umweltministeriums und das Wolfsbüro“ seien nicht bereit, „den von der Hausspitze artikulierten politischen Willen auch tatkräftig umzusetzen.“ Diese Aussage habe unter den Mitarbeitern des Umweltministeriums „für sehr viel Unmut und Unverständnis“ gesorgt, sagte eine Sprecherin des Hauses am Freitag. Von einer „großen Verärgerung“ war die Rede. Umwelt-Staatssekretär Frank Doods habe deshalb einen Brief an Dammann-Tamke gesendet, wie die Ministeriumssprecherin mitteilte. Darin habe er geschrieben, dass er sich schützend vor die Mitarbeiter des Hauses stellen müsse und dass Dammann-Tamke derartige „Verunglimpfungen unterlassen“ solle.Dammann-Tamke zeigt sich im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick weitgehend unbeeindruckt von dem Schreiben aus dem Ministerium. Aus der Reaktion des Staatssekretärs deutet er vielmehr, dass er mit seiner Kritik einen Nerv getroffen haben könnte. „Jeder zieht sich den Schuh an, der ihm selbst passt. Da fühlt sich wohl jemand angesprochen.“ Außerdem habe er bereits vor einem Vierteljahr ähnliche Mutmaßungen öffentlich geäußert, sagt Dammann-Tamke. Und zwar auf der Mitgliederversammlung der Landesjägerschaft Anfang Mai in Gifhorn, bei der auch der Umwelt-Staatssekretär Doods in Vertretung für den Umweltminister anwesend gewesen sei.Doch warum kommt es zu einer derart angespannten Stimmung zwischen Landesjägerschaft und Umweltministerium? Hinter vorgehaltener Hand wird spekuliert, ein Grund dafür könnte sein, dass viele Mitarbeiter im Umweltministerium Mitglieder der Naturschutzorganisation Nabu sind. Außer in Niedersachsen ist überall sonst der Nabu für das Wolfsmanagement verantwortlich. Eine Eskalation dieses Konflikts könnte womöglich die Landesjägerschaft dazu bringen, das Wolfsmanagement abzugeben, heißt es. Auf Rundblick-Nachfrage erklärte ein Sprecher des Nabu Niedersachsen, eine Übernahme des Wolfsmanagements stehe aktuell nicht zur Debatte.


