…hat sich eigentlich schon vor über einer Woche mit einem klugen Plan zu Wort gemeldet. Die Debatte, die er mit seinem Team angestoßen hat, entfaltete sich dann aber erst in den zurückliegenden sieben Tagen so richtig. Vor der Landespressekonferenz sagte er einen Satz, der die Chuzpe seiner Idee gut zum Ausdruck bringt, er sagte neulich:

Die Zeiten sind außergewöhnlich, deshalb muss es auch außergewöhnliche Lösungen geben.

Der Niedersachse der Woche heißt Florian Reetz, ist erst 17 Jahre alt und seit bald einem Jahr Vorsitzender des Landesschülerrats Niedersachsen. Er füllt dieses Amt in einem Jahr aus, das wahrlich außergewöhnlicher kaum sein kann, und meldet sich regelmäßig mit eigenen Beiträgen in der Debatte.

Nun schlug der 17-Jährige vor, dass die Abitur- und Abschlussprüfungen in diesem Jahr ausgesetzt werden sollten. Stattdessen sollte die Zeit, die sonst für die Prüfungen aufgewendet werden müsste, zum Nachholen des Schulstoffs eingesetzt wird: Bildung statt Prüfung. Die Abschlussnote solle sich dann aus dem Durchschnitt der bisher erbrachten Leistung errechnen, schlägt der Schülerrat vor. Voraussetzung sei allerdings, dass die anderen 15 Bundesländer die Abschlüsse genauso anerkennen.

Die Idee stößt nicht überall auf Gegenliebe. Doch die Lehrergewerkschaft GEW und auch die niedersächsischen Grünen stellen sich an die Seite der Schülervertreter. „Die Landesregierung täte gut daran, auf die Forderungen der Jugend und der Schulbeschäftigten zu hören“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth. „Durchschnittsnoten statt Prüfungen werden der aktuellen Situation am ehesten gerecht“, bekräftigte Grünen-Landeschef Hanso Janßen die Forderung.

Das Kultusministerium stimmt der Idee zwar nicht zu, freut sich aber über einen „konstruktiven Vorschlag“, wie ein Sprecher des Ministeriums sagte. Damit hebt sich der Schülerrat wohltuend von üblichen politischen Gemetzeln in der Bildungspolitik ab, wo das Konstruktive manchmal auch auf der Strecke bleibt.

Ob sich der Vorschlag der Schüler am Ende durchsetzen wird und umsetzen lässt, sei dahingestellt. Den Titel des „Niedersachsen der Woche“ verdient Reetz allein schon dafür, sich mit einem so konkreten und gut durchdachten und begründeten Vorschlag vorgewagt zu haben – gerade in einer Zeit, in der alternative Wege zum Umgang mit der Pandemie und ihren Folgen kaum noch öffentlich diskutiert werden. Die Rundblick-Redaktion gratuliert!