…hat am Sonntag versucht, neuer Oberbürgermeister in einer größeren niedersächsischen Stadt zu werden. Es klappte nicht, er schaffte es nicht in die Stichwahl – aber nur wegen eines hauchdünnen Vorsprungs der Gegenkandidatin um lediglich 55 Stimmen. Zunächst war der Unterschied bei 64 Stimmen festgestellt worden. Es wurde dann noch einmal nachgezählt, aber an der Konstellation hat das dann nichts mehr geändert. Der Niedersachse der Woche heißt…

…Ehsan Kangarani, ist 39 Jahre alt und promovierter Jurist. In Teheran, der Hauptstadt des Iran, ist er 1981 geboren – und dann in Göttingen aufgewachsen. Er wohnt mit seiner Familie im Göttinger Stadtteil Hetjershausen und arbeitet im niedersächsischen Justizministerium. Er ist im Referat für elektronischen Rechtsverkehr und Digitalisierung tätig. Seine Doktorarbeit hat er 2009 über ein hochpolitisches und ethisch anspruchsvolles Thema geschrieben – nämlich die Reihenfolge der Anspruchsberechtigung bei der Organtransplantation.


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In dieser Woche kandidierte Kangarani für die CDU bei der Wahl des OB von Göttingen, er wollte Nachfolger des Sozialdemokraten Rolf-Georg Köhler werden, der nicht noch einmal kandidiert hatte. Wenn im ersten Wahlgang kein Bewerber über 50 Prozent kommt, entscheidet nach dem Kommunalwahlrecht eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Im Fall der Stadt Göttingen ist das zunächst Petra Broistedt, die SPD-Bewerberin, die 33,4 Prozent erreichte.

Auf Rang zwei lagen am Wahlabend Doreen Fragel (Grüne) und Kangarani relativ dicht beieinander bei je 28,7 Prozent, bis schließlich zum Ende hin die Grünen-Bewerberin hauchdünn mit 64 Stimmen in Führung kam. Da das sehr knapp war, ordnete die Stadt eine Neuauszählung an. Jetzt schrumpfte der Vorsprung von Fragel zwar auf 55 Stimmen, doch Vorsprung ist Vorsprung. Damit findet die Stichwahl nun am 26. September zwischen Broistedt und Fragel statt, Kangarani hat das Nachsehen. Damit ist Kangarani ein unglücklicher Verlierer.

Dass jemand bei den Kommunalwahlen ganz dicht an einer großen Chance vorbeischrammt, kommt immer wieder mal vor. In diesem Jahr ist es ein Grund für das Politikjournal Rundblick, dem OB-Kandidaten in Göttingen den Titel „Niedersachse der Woche“ zu verleihen, sozusagen stellvertretend als Trostpflaster für alle Politiker, die das Pech der hauchdünnen Niederlage verkraften müssen – wie es bei diesen Kommunalwahlen auf sehr viele Menschen zutrifft.

Das Ergebnis in Göttingen ist zugleich ein Lehrstück für alle, die immer noch meinen, die Teilnahme an einer Wahl sei nutzlos, weil man ja doch nichts bewirken kann. Wenn wie hier wenige Stimmen am Ende den Ausschlag geben, ist das immer ein starkes Argument für das Gewicht jeder Stimme.