…war früher in der Landespolitik aktiv und wechselte vor einiger Zeit in die Bundespolitik. Dort äußert sie sich vornehmlich zu sozialpolitischen Fragen. Eine aktuelle Interviewaussage von ihr ist deshalb bemerkenswert, weil sie zu Spekulationen Anlass gibt. Deutet sie möglicherweise etwas an, das zu der bisherigen, eher starren Haltung ihrer Organisation gar nicht passt? Die Niedersächsin der Woche heißt…

Foto: DGB; Krone: GettyImages/ptasha

…Anja Piel, ist Vize-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und war früher viele Jahre lang Vorsitzende der Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag. In ihrer neuen Funktion hat sie sich kürzlich zu einer Studie des wissenschaftlichen Beirats der „Stiftung Marktwirtschaft“ geäußert. Die Autoren, darunter der Ökonom Lars Feld, hatten die „Rente mit 68“ ab dem Jahr 2031 vorgeschlagen und erklärt, dass die schrittweise Anhebung der Altersgrenze auf 67 Jahre in den kommenden Jahren nicht reichen werde, die Ausgabenlücke in der gesetzlichen Rentenversicherung zu stopfen.

Piel wies das zurück – ebenso verteidigte sie die „Ampel“-Verhandlungen. Die „Stiftung Marktwirtschaft“ hatte zuvor gerügt, dass SPD, Grüne und FDP sich zwar auf eine teilweise Kapitaldeckung der Rentenversicherung verständigt hatten, aber ein klares Nein zur Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters erklärt hatten. Piel sagte in einem Interview:

„Wenn Wissenschaftler das wollen, können sie ihre Schreibtischjobs schon jetzt bis 75 ausüben. Aber wer hart arbeitet, hat eine deutlich geringere Lebenserwartung und bezieht deshalb kürzer Rente – wenn er oder sie die Rente überhaupt erlebt.“

Die Aussage von Piel ist auf den ersten Blick eine deutliche Absage an einen späteren Renteneintritt. Aber bei näherem Hinsehen kann man sie auch anders interpretieren – als Hinweis darauf nämlich, dass verschiedene Berufsgruppen unterschiedlich aufgestellt sind in dieser Debatte. Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass der DGB offen wäre für einen flexibleren Rentenbeginn. Dieser könnte womöglich nach Berufsgruppen gegliedert werden oder nach der persönlichen Eignung und Befähigung.

Allein dieser Hinweis auf die Möglichkeit einer Bewegung in der Diskussion über das Rentenalter bringt uns dazu, Anja Piel mit dem Titel „Niedersächsin der Woche“ auszuzeichnen. Glückwunsch dazu!