Ernst-Henning Jahn, ehemaliger Vizepräsident des Landtags (1990 bis 2003) und Landtagsabgeordneter (1970 bis 2003), ist nach schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren in seiner Heimat Wolfenbüttel-Watzum gestorben. Der leidenschaftliche CDU-Politiker, der wegen seiner Körpergröße „der lange Jahn“ genannt wurde, war ein Mann mit großem Herzen, der viele gute Freunde auch in anderen Parteien hatte.

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Der frühere Realschullehrer hatte die Neigung, seine Meinung direkt zu sagen und auch die Andersdenkenden als Menschen zu schätzen. Jegliche Form von Radikalismus oder Verächtlichmachung von Gegnern war ihm zuwider. In vielen Dingen ähnelte Jahn, der viele Jahre Vizepräsident des Landtags war, dem erst vor wenigen Tagen gestorbenen Alt-Landtagspräsidenten Horst Milde von der SPD. Beide zählten zur konservativen Seite ihrer Parteien, waren aber gleichzeitig weltoffen und zielten auf die Völkerverständigung. Jahn war schon zur Albrecht-Zeit in wichtiger Funktion in der CDU-Landtagsfraktion aktiv, außerdem in der Kommunalpolitik im Kreis Wolfenbüttel. 1994 war er – ähnlich wie es auch für Milde 1970 galt – als Innenminister vorgesehen, es kam aber nicht dazu.

Wie Milde war auch Jahn einer von denen, die in der deutschen Einheit wohl ihr größtes politisches und persönliches Erlebnis gesehen haben. Im November 2019, zum 30. Jahrestag der Maueröffnung, richtete Jahn eine Feier am alten Grenzturm in Wolfenbüttel aus, und viele Menschen waren gekommen, auch sein Freund Sigmar Gabriel. Da kamen ihm in seiner Erinnerungsrede die Tränen. Für Jahn galt wie für wenige, dass er die Politik mit ganz viel Herzblut betrieben hat.