Die CDU im Landtag hegt grundsätzliche Zweifel an der Arbeit der Wolfsberater. Man müsse sich über dieses System vielleicht einmal Gedanken machen, sagte CDU-Fraktionsvize Martin Bäumer am Dienstag im Landtag. Man erwarte zu Recht, dass die Berater ihr Amt neutral ausübten. „Ich weiß nicht, ob es unter Neutralitätsaspekten akzeptabel ist, wenn Wolfsberater Mitglied im ‚Freundeskreis freilebender Wölfe“ sind und wenn solche Berater morgens bei Schäfern tote Tiere begutachten und nachmittags Klagen einreichen“, sagte Bäumer. Er könne nicht beantworten, ob man gleichzeitig Wolfsberater und Wolfsbotschafter sein könne.

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Betroffene Tierhalter dürften sich allerdings die Frage stellen, ob die Neutralität an dieser Stelle gewährleistet sei. Bäumer kritisierte zudem, dass vielen „Wolfsromantikern“ nicht klar sei, dass die Bedeutung der Weidewirtschaft „elementarer Grundpfeiler“ einer offenen Kulturlandschaft sei. „Wo kein Vieh mehr weidet, da ist früher oder später das Grünland auch weg und mit ihm alle wertvollen Vogelarten, die eine offene Landschaft brauchen. Wiesenvögel brüten auf Wiesen, andernfalls würden sie ja Waldvögel heißen.“ Bäumer sieht beim Wolf Handlungsbedarf. Wölfe, die sich Schäfern und deren Tieren näherten, müssten „konsequent entnommen werden“.

Der Wolf macht in diesem Land was er will, er ist so sicher wie in Methusalems Schoß. Das muss dringend beendet werden.

Die Opposition attestierte Umweltminister Olaf Lies im Umgang mit dem Wolf völliges Versagen. „Der Wolf macht in diesem Land was er will, er ist so sicher wie in Methusalems Schoß. Das muss dringend beendet werden“, sagte der FDP-Agrarpolitiker Hermann Grupe. Er warf der Landesregierung vor, die niedersächsische Weidetierhaltung dem Wolf zu opfern.

Grünen-Fraktionsvize Christian Meyer warf Lies in der Causa Wolf eine „Null-Bilanz“ vor. Er habe viel versprochen und nichts davon gehalten. Es sei unter anderem nicht gelungen, Wölfe zu besendern, Anträge von Weidetierhaltern unbürokratisch zu bewilligen und auch eine Weidetierprämie gebe es bisher nicht. „Beim Wolfsmanagement gibt es nur einen schönen Schein. Fast in allen Ländern um uns herum gibt es eine Weidetierprämie, nur in Niedersachsen nicht“, beklagte Meyer.

Deutlichstes Symbol für das Versagen des Umweltministers ist die ergebnislose Jagd auf den Rodewalder Rüden.

Der AfD-Abgeordnete Stefan Wirtz sprach von dramatischen Verlustzahlen bei Weidetieren. Man könne niemanden mehr erzählen, dass Wölfe nur das töteten, was sie zum Leben bräuchten: „Deutlichstes Symbol für das Versagen des Umweltministers ist die ergebnislose Jagd auf den Rodewalder Rüden. Sie war nach fast anderthalb Jahren erfolglos beendet worden. Fast 200.000 Euro hat die Jagd die Steuerzahler gekostet.“

Lies setzt auf die Wolfsverordnung

Umweltminister Olaf Lies erhofft sich derweil Verbesserungen durch die neue niedersächsische Wolfsverordnung, durch die der Abschuss aggressiver Wölfe erleichtert werden soll. Die Verordnung sei fertig und am Montag in die Ressortbeteiligung gegangen, sagte Lies im Landtag. „Es geht darum, die Art Wolf zu schützen. Aber es geht nicht darum, jedes Individuum zu schützen“, sagte Lies. Man brauche eine Lösung, um die Weidetierhaltung mit der Existenz der Wölfe zu vereinbaren. Man könne aber nicht jedes Weidetier in den Stall sperren oder einen Zaun drumherum zu bauen. Es sei keine Lösung, „für bundesweit mehr als tausend Territorien und Rudel das ganze Land einzuzäunen“.

Dem Umweltminister ein Nicht-Handeln vorzuwerfen, bezeichnete der SPD-Abgeordnete Marcus Bosse als absurd, schließlich sei die Verordnung jetzt auf dem Weg. „Wir in der Koalition sind alle keine Wolfsromantiker, sondern Realisten“, betonte Bosse.