Wenn die Landesregierung am Dienstag zu ihrer Sitzung zusammenkommt, sollen voraussichtlich zwei wichtige Personalien entschieden werden: Der frühere Regierungssprecher Franz-Rainer Enste (66), Verwaltungsjurist, ehemaliger Richter und Geschichtsforscher, soll ehrenamtlicher Beauftragter des Landes zum Umgang mit dem Antisemitismus werden.

Der frühere Leiter der Staatsanwaltschaft Hildesheim, Oberstaatsanwalt a.D. Thomas Pfleiderer, ist als neuer Opferschutz-Beauftragter vorgesehen.

Foto: Franz-Rainer Enste

Der Christdemokrat Enste, der vor seinem Amtsantritt als Regierungssprecher 2010 fast 20 Jahre lang Sprecher des Landtags war, pflegt gute Kontakte zu jüdischen Organisationen, hat ein Gespür für gesellschaftliche Stimmungen und engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für soziale Aufgaben und für die Demokratieförderung. In jüngster Zeit hat er wiederholt sein Talent als geschickter Vermittler historischer Botschaften. Im darstellerischen Spiel als Händel trat er vor einem größeren Publikum auf und wurde dafür kräftig gefeiert.


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Als Antisemitismusbeauftragter soll der Jurist, der von einer Geschäftsstelle im Justizministerium betreut werden soll, sowohl analytisch als auch präventiv tätig werden. Er soll die Erscheinungsformen der Judenfeindlichkeit darstellen und erklären – und er soll Wege zeigen, wie gegen solche Entwicklungen angegangen werden kann.

Außerdem soll er im Austausch mit ähnlichen Beauftragten anderer Länder und dem des Bundes, Felix Klein, stehen. Wichtig ist für Enste zudem, stets für die jüdischen Organisationen ein offenes Ohr zu haben und als deren Anwalt gegenüber der Politik aufzutreten.

Ansprechpartner für die Betroffenen von Gewalttaten

Neuer Opferschutz-Beauftragter und Ansprechpartner für die Betroffenen von Gewalttaten soll der frühere Oberstaatsanwalt Thomas Pfleiderer werden, der sich ehrenamtlich stark in der Bürgerstiftung Isernhagen engagiert. Der 68-jährige Pfleiderer hat von 1980 bis zu seinem Ruhestand im März als Staatsanwalt gearbeitet. 2001 wurde er Leiter der Anklagebehörde in Bückeburg, 2008 in Hildesheim.

2010 war er, FDP-Mitglied, zeitweise im Gespräch als neuer Generalstaatsanwalt in Schleswig-Holstein – was dann aber nicht zustande kam. Der Opferschutz-Beauftragte soll sich um Fälle kümmern, in denen eine große Zahl von Opfern und Hinterbliebenen zu betreuen und in ihren rechtlichen Angelegenheiten unterstützt werden sollen – etwa nach Terroranschlägen oder Unglücken.