Insgesamt rund zehn zusätzliche Stellen in der Kultusverwaltung plant die Landesregierung zur administrativen Abwicklung des neuen Startchancen-Programms einzurichten. Angedockt sein sollen die Stellen beim regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg, wie ein Mitarbeiter des Kultusministeriums gegenüber den Bildungspolitikern des Landtags erklärte. Die Hälfte der benötigten Stellen sei bereits im Etatentwurf für 2025 enthalten, die andere Hälfte solle noch über die politische Liste ergänzt werden, wurde in der jüngsten Sitzung des Kultusausschusses ausgeführt. Durch eine Bündelung der neuen Stellen an einem Ort sollen insbesondere die Schulen von dem bürokratischen Aufwand entlastet werden, der mit dem neuen Chancenbudget einhergeht. Man wolle „die Abläufe schlank halten“, heißt es aus dem Kultusministerium und deswegen die Bearbeitung bündeln. Verursacht wird dieser Mehraufwand auch durch die wissenschaftliche Begleitung des Programms, durch die den Schulen Dokumentationspflichten aufgebürdet werden. Laut Aussage des Kultusministeriums verpflichten sich die teilnehmenden Schulen, entsprechende Daten an ein Team von Wissenschaftlern zu liefern, sowie jährliche Zielvereinbarungen abzuschließen und über Maßnahmen und Mittelverwendung zu berichten. Dadurch erhofft sich die Kultusverwaltung neue Erkenntnisse über die Zweckmäßigkeit bestimmter Maßnahmen zu erlangen, die dann auch an Schulen angewendet werden könnten, die für diese Förderperiode nicht ausgewählt worden sind.

Niedersachsen erhält 96 Millionen Euro pro Jahr

In Niedersachsen sollen insgesamt 390 Schulen mit etwa 122.000 Schülern am Startchancen-Programm des Bundes teilnehmen. Ziel der zehnjährigen Förderung ist es, die Leistungs- und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler voranzutreiben, die Anzahl jener Schüler zu halbieren, die an den Mindestanforderungen in Mathe und Deutsch scheitern, sowie allgemein die Ausbildungs- und Berufsfähigkeit der Schüler zu verbessern. Ausgewählt wurden die Schulen nach einem Sozialindex, der Auskunft über bestimmte Problemlagen geben soll. Dazu zählen vor allem die Armuts- und die Migrantenquoten an den Schulen. Ermittelt hat das Kultusministerium die entsprechenden Schulen anhand von Daten des Statistischen Landesamts. In einer ersten Säule stehen in Niedersachsen 38 Millionen Euro pro Jahr für Investitionen in eine zeitgemäße Lernumgebung zur Verfügung. Die ausgewählten Schulen erhalten davon einen Sockelbetrag sowie eine Zuweisung auf Grundlage der Schülerzahlen. Die zweite Säule stellt das sogenannte Chancenbudget dar, mit dem die Schul- und Unterrichtsentwicklung beispielsweise durch Fortbildungen oder Netzwerkarbeit vorangebracht werden sollen. Dafür gibt es weitere 29 Millionen Euro. Derselbe Betrag steht dann in der dritten Säule noch einmal für zusätzliches Personal für multiprofessionelle Teams zur Verfügung. Laut Aussage des Kultusministeriums sollen alle beteiligten Schulen von allen drei Säulen profitieren können. Voraussetzung für die Förderung von baulichen Maßnahmen ist allerdings ein Eigenanteil in Höhe von 30 Prozent, den die Schulträger beisteuern müssen. 

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger überreicht eine Startchancen-Plakette an die saarländische Kultusministerin Christine Streichert-Clivot. | Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel

Im Hinblick auf den Ausbau der multiprofessionellen Teams schaut die Kultusverwaltung derzeit ganz genau auf jene Arbeitskräfte, die im Zuge der Abmilderung der Corona-Folgen an den Schulen beschäftigt wurden. Die Arbeitsverträge dieser insgesamt 2416 pädagogischen Mitarbeiter laufen Ende des Jahres aus. Der Großteil dieser Angestellten hat allerdings keine pädagogische Qualifikation, wie das Kultusministerium erklärte. Diese 2303 Mitarbeiter ohne entsprechende Qualifikation seien der Kultusverwaltung zwar „nicht egal“, ihnen sollte allerdings vor Ort eine Perspektive geboten werden. Die übrigen 113 Mitarbeiter mit entsprechender Qualifikation im Schuldienst zu halten, ist hingegen erklärtes Ziel der Landesregierung. Die finanziellen Mittel zur Weiterbeschäftigung werden allerdings nur die Startchancen-Schulen bekommen – und zwar erst im Verlauf des neuen Jahres. Zum Zeitplan sagten die Mitarbeiter des Kultusministeriums im Kultusausschuss des Landtags, für die Startchancen-Schulen bestehe derzeit „kein Grund für Aktionismus“ und es müsse „nichts überstürzt“ werden. Es sei genug Zeit, um im laufenden Schuljahr die neuen Strukturen „langsam und gemeinsam aufzubauen“.