28. Sept. 2021 · 
Parteien

Nach der Wahl: Das sind die politischen Hoffnungsträger in Niedersachsen

Am Tag nach der Bundestagswahl wirkt die politische Szene in Niedersachsen aufgewühlt. Im Landesergebnis für Niedersachsen liegt die SPD nach vielen Jahren, in denen sie die Nummer zwei war, wieder vor der Union. Die CDU indes büßt im Vergleich zur Wahl 2017 mehr als zehn Prozentpunkte ein – und das trifft die Partei tief ins Mark, denn die Einbußen sind überdurchschnittlich.

Politische Hoffnungsträger in Niedersachsen (von links): Steffen Krach, Thorsten Kornblum, Katharina Pötter und Dennis Weilmann.

Der Verlust der Direktmandate in einigen angestammten, traditionell konservativen Wahlkreisen wie Cuxhaven, Osnabrück, Harburg oder Lüneburg schmerzt die Funktionsträger. Viele Verlierer waren über die Liste abgesichert, für einige aber heißt es nun Abschied nehmen aus dem Bundestag – so für Roy Kühne, der bisher den Wahlkreis Northeim vertrat, für Maik Beermann aus Nienburg, Eckhard Pols aus Lüneburg und Ingrid Pahlmann aus Gifhorn. Umgekehrt ist es bei den Sozialdemokraten. Sie haben 22 der 30 niedersächsischen Wahlkreise direkt erobert und schicken neue Leute wie Daniel Schneider aus Cuxhaven, Svenja Stadler aus Harburg, die engagierten Jungsozialisten Jakob Blankenburg (Lüneburg) und Adis Ahmetovic (Hannover) nach Berlin.

Hohe Erwartungen ruhen auf
Heil, Klingbeil und Miersch

Über die Liste rücken noch Anja Troff-Schaffarzyk (Leer-Papenburg), Anke Henning (Osnabrück-Land) und Peggy Schierenbeck (Diepholz) nach. So entsendet die SPD 25 niedersächsische Bundestagsabgeordnete in das Bundesparlament, die CDU nur 18. Auf drei der SPD-Bundestagsabgeordneten ruhen derzeit hohe Erwartungen – Hubertus Heil (Peine), den Bundesarbeitsminister, Lars Klingbeil (Walsrode), den siegreichen Wahlkampfmanager, und Matthias Miersch (Laatzen), den möglichen Anwärter für die Fraktionsführung.

Schaut man zu den Details, dann lässt sich das niedersächsische Bundestagswahlergebnis wie folgt analysieren: Die größten Verluste verzeichnet die CDU in ihren Hochburgen wie Mittelems, Cloppenburg-Vechta, auch im ländlich geprägten Heidekreis, in Diepholz-Nienburg und in der Stadt Osnabrück. Der Raum Stade-Cuxhaven und Ammerland ist ebenso von starken CDU-Rückgängen geprägt, diese liegen dort zwischen 15,6 und 12 Prozentpunkten. Vergleichsweise schwach fallen die Verluste dagegen im Raum Salzgitter-Wolfenbüttel, Northeim, Hannover und Göttingen aus. Die SPD kann besonders stark zulegen im Heidekreis und in den Wahlkreisen, die im Nordosten zum Großraum Hamburg gehören – so Stade, Diepholz, Cuxhaven, Harburg. Aber auch im Emsland und in Friesland sind die SPD-Gewinne stark ausgeprägt.

Kommunalwahl: Interessante Bewerber
setzen sich bei Direktwahlen durch

Wesentlich schwächer hingegen sind die Zuwächse im Raum Hannover, Göttingen, Hildesheim und Braunschweig. Die Grünen verbessern sich vor allem in den Großstädten Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Göttingen und im Raum Oldenburg. Auffällig ist beim Wahlergebnis auch, dass einige CDU-Abgeordnete ihre Wahlkreise verteidigen konnten – obwohl bei den Zweitstimmen die SPD dort siegte. Das gilt etwa für Andreas Mattfeldt (Osterholz-Verden), Axel Knoerig (Diepholz), André Berghegger (Osnabrück-Land), Oliver Grundmann (Stade) und Henning Otte (Celle). Hat die CDU also dort, wo starke, selbstbewusste und unabhängig wirkende Direktkandidaten aufgetreten sind, die Einbußen recht gut begrenzen können?

Bemerkenswert ist auch noch ein anderer Umstand, der sich am Tag der Bundestagswahl herauskristallisiert hat – und der SPD, CDU und Grüne in Niedersachsen betrifft. Bei den gleichzeitig stattfindenden Direktwahlen zu wichtigen kommunalen Ämtern haben sich einige interessante Bewerber, die zwischen Anfang und Mitte 40 sind, durchgesetzt. Sie zählen damit quasi zur Führungsreserve ihrer Parteien, wenn man auf die nächste Generation in der Bundes- und Landespolitik blickt.

Thorsten Kornblum / Foto: Stadt Braunschweig

Das gilt für Thorsten Kornblum (SPD), den neuen Oberbürgermeister von Braunschweig, der zweitgrößten Stadt des Landes. Er schaffte einen klaren Sieg, obwohl er aus dem Emsland stammt und erst vor wenigen Jahren als Dezernent ins Braunschweiger Rathaus einrückte.

Steffen Krach - Foto von Anne Hufnagl

Auch der neue Präsident der Region Hannover, Steffen Krach (SPD), ist einer ähnlichen Rolle. Beide, Kornblum und Krach, sind mittelfristig auch für Ämter in der niedersächsischen Landespolitik vorstellbar – sofern sie ihre neuen Jobs gut machen.

Dennis Weilmann - Foto von Dennis Weilmann

Das gilt auch für zwei Hoffnungsträger der niedersächsischen CDU. Die OB-Kandidaten Dennis Weilmann (Wolfsburg) und Katharina Pötter (Osnabrück) schafften in der Stichwahl überzeugende Siege trotz eines jeweils schwierigen Umfelds – sie haben gegen den allgemeinen, gegen die CDU gerichteten Trend gewonnen.

Katharina Pötter - Foto von Katharina Pötter

Beide dürften das landespolitische Profil der niedersächsischen CDU in den nächsten Jahren bereichern, wenn sie sich in ihren Rathäusern bewähren. Die Grünen verknüpfen solche Hoffnungen mit der neuen Oberbürgermeisterin von Lüneburg, Claudia Kalisch, und der neuen, allerdings parteilosen Landrätin von Lüchow-Dannenberg, Dagmar Schulz.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #170.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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