Lesen Sie auch: Kommt ein Paritätsgesetz? Die Politiker beraten über mehrere Varianten SPD legt Vorschläge für ein „Paritätsgesetz“ vor
In einer Diskussion mit Juristen, Verbandsvertretern und SPD-Kommunalpolitikern wurde jetzt das Für und Wider erörtert. Dabei wurde klar, dass jede Reform der Wahlkreise das Risiko von vielen Überhang- und Ausgleichsmandaten schafft, also tendenziell eine enorme Vergrößerung des Parlaments (derzeit 137 Sitze) nach sich ziehen kann. Mit einem neuen und bestechend praktischen Vorschlag wartete der Bremer Wahlrechtsexperte und Grünen-Mitarbeiter Wilko Zicht in der Veranstaltung auf: Man könne die Parteien verpflichten, ihre Direktkandidaten gleichzeitig für zwei Wahlkreise aufzustellen. Dann müsse mindestens ein Kandidat weiblich sein. Auf diese Weise, meint Zicht, könne die Wahrscheinlichkeit einer höheren Repräsentanz von Frauen in den Wahlkreisen gesteigert werden, ohne die Wahlkreise neu zuschneiden zu müssen.
SPD-Arbeitsgruppe hatte drei Modelle vorgelegt
Eine von Petra Tiemann (Stade) geleitete SPD-interne Arbeitsgruppe hatte drei andere Modelle vorgelegt: Zwei davon sehen vor, die derzeit 87 Landtagswahlkreise auf 50 zu verringern, aber je Wahlkreis zwei Direktkandidaten zu wählen – einen Mann und eine Frau. Man könne das Drei-Stimmen-Wahlrecht einführen (dann müsste der Wähler einen Wahlkreis-Mann wählen, außerdem eine Wahlkreis-Frau und auch noch die Partei mit der Zweitstimme) oder beim Zwei-Stimmen-Wahlrecht bleiben (dann würde mit der Erststimme ein Wahlkreis-Tandem von Mann und Frau einer Partei gewählt). Die dritte SPD-Variante, das „Ausgleichsmodell“ belässt es bei der Wahlkreiseinteilung und bei einem Abgeordneten je Wahlkreis, schreibt aber vor, dass bei einem männlichen Übergewicht an Wahlkreisabgeordneten einer Partei über die Liste so lange nur die Frauen für die übrigen Parlamentsmandate entsandt werden dürfen, bis in jeder Parlamentsfraktion die 50-50-Parität der Geschlechter gewährleistet ist. [caption id="attachment_46652" align="alignnone" width="780"]
Heftige Debatte über Details der Paritäts-Pläne
Die Details der SPD-Varianten lösten eine heftige Diskussion aus. Was geschieht, wenn die SPD für einen Wahlkreis ein Tandem ins Parlament entsendet, in dem sich beide nicht verstehen – und in dem „ein Platzhirsch sich eine Frau sucht, die sich unterordnet“, wollten einige wissen. Andere meinten, das andere Modell von getrennten Direktwahlen für Männer und Frauen führe zu einem Gegeneinander der SPD-Wahlkreiskandidaten – und das sei schädlich.