Als Niklas Kemper vor knapp vier Jahren in die Grüne Jugend eingetreten ist, waren seine politischen Vorstellungen noch eher diffus. Ein „gefestigtes politisches Weltbild“ habe er damals noch nicht gehabt, erzählte er im Rundblick-Gespräch. Inzwischen ist er aber sogar Teil des Landesvorstands der Grünen Jugend Niedersachsen und als deren politischer Geschäftsführer für die strategische Aufstellung der Jugendorganisation verantwortlich. In dieser Woche ist Kemper der erste „Politiknerd“, den wir beim Rundblick vorstellen.

Der erste Politiknerd an unserer neuen Pinnwand: Niklas Kemper. | Foto: privat

Wie aber kam der heute 24-Jährige in die Politik? Dass ihn sein Weg einmal in die Politik führen würde, war Niklas Kemper keinesfalls in die Wiege gelegt. Sein Elternhaus in Osnabrück sei eher unpolitisch gewesen, berichtet er. Politik habe ihn aber immer schon irgendwie interessiert, erste Berührungen hatte er dann als Klassensprecher oder später im Politik-LK. Wirklich politisiert, sagt er, wurde er aber erst in den Vereinigten Staaten, als er dort 2017/18 nach dem Abitur mit der „Aktion Sühnezeichen“ ein Jahr verbracht hat. Dort hat er in einem jüdischen Obdachlosenheim gearbeitet. Zurück in Niedersachsen begann Kemper sein Studium der Politikwissenschaften in Hannover und schaute sich recht schnell auch bei den politischen Parteien um. Klar war ihm schon, dass er eindeutig im linken Spektrum fündig werden würde: Linksjugend, Jusos, Grüne Jugend. Dort fühlte er sich schließlich wohl und blieb.

Seine politische Grundausrichtung beschreibt er so: „Ich möchte in einer gerechten Welt leben. Das bedeutet für mich, dass die Bedürfnisse der Menschen über die Profitinteressen einzelner Unternehmen gestellt werden – was zum Beispiel die Enteignung großer Wohnungskonzerne aber auch das Verteidigen von Lützerath gegen ein fossiles Energieunternehmen erfordert.“ Eine gerechte Welt müsse diskriminierungsfrei sein und dürfe Silvesterausschreitungen nicht rassistisch instrumentalisieren oder Pandemien mit antisemitischen Verschwörungen aufladen, sagt Kemper. „Und in einer gerechten Welt werden Menschen nicht länger in unterschiedliche Rollen und Normen sozialisiert, die die Grundlage für patriarchale Strukturen und geschlechtsspezifische Diskriminierung bilden.“

Im Landtagswahlkampf hat Kemper die Grünen-Spitzenkandidatin Julia Hamburg, die jetzige Vize-Ministerpräsidentin und Kultusministerin, tatkräftig unterstützt und arbeitet nun auch noch in ihrem Regionalbüro mit. Ob ihn sein beruflicher Weg einmal selbst in die Politik führen wird? Das weiß er noch nicht so genau, aber auch Journalismus interessiere ihn, sagt er. Für die „Jungle World“ hat er schon geschrieben. Wir behalten das im Blick.


Fast jede Woche stellt die Rundblick-Redaktion an dieser Stelle die „Politiknerds“ aus Niedersachsen vor. Ihre politischen Ziele mögen sich unterscheiden, aber was sie verbindet, ist die Leidenschaft für Politik. Noch sind sie keine Polit-Promis – aber ohne die Engagierten an der Parteibasis, im Verein oder anderswo wäre unser politisches System deutlich ärmer. Sie kennen auch einen Politiknerd, der in dieser Reihe vorgestellt werden sollte? Dann schlagen Sie denjenigen gerne vor.

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