Dana Guth, am Wochenende abgewählte AfD-Landesvorsitzende, bekommt von ihren Gegnern in der Landtagsfraktion angeboten, Fraktionschefin im Landtag bleiben zu können. Sie hat bereits eingewilligt und kandidiert in der Fraktionssitzung nächste Woche erneut. Das ist das Resultat einer dramatischen Zuspitzung nach der Personalentscheidung beim Landesparteitag in Braunschweig, der für das Guth-Lager in einem Debakel endete. So hieß es am Montag zunächst, drei Landtagsabgeordnete hätten laut über ihren Austritt aus der AfD-Landtagsfraktion nachgedacht. Die drei, die dem Rundblick namentlich bekannt sind, wiesen das jedoch nach den ersten Veröffentlichungen zurück und verneinten solche Überlegungen.

Offenbar sollte Peer Lilienthal (rechts) neuer Fraktionschef werden, doch nun wird Dana Guth (links) die Wiederwahl angeboten. – Foto: AfD Nds

Allerdings führte die Sorge vor einer möglichen Spaltung dazu, dass fünf Landtagsabgeordnete sich darauf informell verständigten, Guth bei der Neuwahl des Fraktionsvorstandes für eine Wiederwahl vorschlagen zu wollen.  Vor dem Landesparteitag war noch spekuliert worden, der Finanzpolitiker Peer Lilienthal (Barsinghausen) könne neuer Fraktionschef werden. Er gehört zwar nicht zum Lager des neuen Landesvorsitzenden Jens Kestner, pflegt aber gute Kontakte dorthin. Ein Austritt von drei Abgeordneten aus der Landtagsfraktion hätte den Verlust des Fraktionsstatus der AfD zur Folge. Laut Geschäftsordnung des Landtags müssen sich für den Status einer Fraktion im Landtag mindestens fünf Prozent der Abgeordneten (also sieben Mandatsträger) zusammengeschlossen haben. Der Fraktionsstatus drückt sich in finanziellen Vorteilen und parlamentarischen Rechten aus.


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. Guth ließ am Montag nach der Rundblick-Berichterstattung mitteilen, sie wolle Fraktionschefin bleiben. Dem Landtags-Plenum blieb sie gestern fern. Beim Landesparteitag am Wochenende war kein einziger Anhänger der bisherigen Vorsitzenden mehr in den Landesvorstand gewählt worden – dafür aber recht umstrittene AfD-Politiker, etwa Uwe Wappler aus dem Kreisverband Osterholz. Er klagte vor zwei Jahren über die „Zersetzung der Gesellschaft“ und verwendete im innerparteilichen Streit Begriffe aus dem Zweiten Weltkrieg, nämlich „Trappenjagd“. Wappler ist einer der Stellvertreter des neugewählten Landesvorsitzenden Kestner.

Als Beisitzer in den neuen Landesvorstand kam auch Andreas Iloff aus Diepholz, dem wiederholt eine auffällige Nähe zu Rechtsextremisten vorgehalten wurde. Unterdessen blickt die AfD schon auf die bevorstehende Bundestagswahl. Es heißt, der neugewählte Kestner-Stellvertreter Christopher Emden (Verden) wolle die Landespolitik verlassen und für den Bundestag kandidieren. Erzählt wird, der Vize-Posten und ein sicherer Bundestags-Listenplatz (Nummer vier) könnten ein Entgegenkommen des Kestner-Lagers dafür gewesen sein, dass die Emden-Anhänger im entscheidenden Wahlgang Kestner und nicht Guth unterstützt haben. Ins Blickfeld als möglicher Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2022 gerät derweil Peer Lilienthal.