Tatsächlich will Kultusministerin Julia Hamburg im März darüber reden, was sich grundlegend ändern könnte an den Schulen wegen des Lehrermangels: Sollen Lehrer befristet länger arbeiten? Sollen sie später in den Ruhestand? Soll es Unterricht an sechs statt fünf Tagen in der Woche geben – oder umgekehrt nur an vier Tagen? Die Grundschule in Wiefelstede (Kreis Ammerland) hat in einer speziellen schwierigen Situation selbst einen Ausweg gewählt – und für ihren Betrieb eine Vier-Tage-Woche verfügt. Das schrieb die Leiterin der Schule, in der 300 Kinder unterrichtet werden, in einem Brief an die Eltern.

Anders könnten alle Klassen nicht gleichmäßig versorgt werden, teilte die Direktorin darin mit. Das Kultusministerium in Hannover ließ sich dieses Vorgehen nicht bieten und schritt am Dienstag nach Bekanntwerden der Nachricht rasch ein. Wie Ministeriumssprecher Sebastian Schumacher erklärte, sei die „Vier-Tage-Woche vom Tisch“. Die Grundschule habe ihr Vorgehen auch weder mit dem zuständigen Landesschulamt Osnabrück noch mit dem Kultusministerium abgestimmt.
Was war geschehen? Zwei Lehrerinnen in der Schule sind schwanger, und wegen der Corona-Ansteckungsgefahr dürfen sie nicht unterrichten. Eine dritte Lehrerin ist langfristig erkrankt. Also entschied die Schulleiterin sich zu dem aufsehenerregenden Schritt – und löste damit ein reges Gesprächsthema aus, das sich rasch bis nach Hannover verbreitete. Kultusministerin Hamburg aber kann im Vorfeld eines Krisen-Gipfels zur Unterrichtsversorgung keine Ad-hoc-Entscheidungen in einzelnen Schulen gebrauchen, die Unruhe stiften und emotionale Debatten befeuern könnten. Denn bei der Streichung eines Unterrichtstages wird sofort die Frage der Betreuung aufgeworfen. Selbst wenn die Schule eine Betreuungsmöglichkeit anbietet, unterscheidet sich diese vom regulären Unterricht – und dürfte die Frage nach sich ziehen, ob den Kindern noch genügend wichtiger Unterrichtsstoff vermittelt werden kann. Wohl deshalb entschied sich das Kultusministerium relativ schnell, der womöglich eskalierenden Diskussion einen Riegel vorzuschieben und eine eilige Lösung für Wiefelstede zu zimmern.
„Die Vier-Tage-Woche ist damit vom Tisch.“
Diese sieht nun so aus: Laut Kultusministerium hat die Überprüfung der Sachlage gezeigt, „dass Spielräume für eine durchgängige Schulpräsenz an allen Wochentagen für alle Schuljahrgänge“ bestehen. Dazu soll der Stundenplan umgestellt werden, es werden auch Klassen zusammengelegt – pädagogische Fachkräfte und eine Feuerwehrlehrkraft werden kurzfristig eingestellt. „Die Vier-Tage-Woche ist damit vom Tisch“, fügt Hamburgs Sprecher Schumacher ausdrücklich noch hinzu. Er nennt die jetzt in aller Schnelle festgelegten und verkündeten Schritte eine „Plan-B-Maßnahme“, und für solche Schritte hätten die Regionalen Landesschulämter „die entsprechende Expertise“. Dass eine Grundschule aber pauschal ganze Unterrichtstage streiche, sei „grundsätzlich nicht vorgesehen“ – denn die Grundschulen sollten ja verlässlich sein, also jeden Tag die Kinder beschulen. Zu den „möglichen Lösungen“ in solchen Krisensituationen zählt der Sprecher der Ministerin unter anderem kurzfristige Abordnungen, Feuerwehrlehrkräfte und das Zusammenlegen von Lerngruppen, aber ebenso den Einsatz von Personal, das keine Lehrer-Ausbildung hat. Für die Eltern sei „Kontinuität und Berechenbarkeit“ wichtig – und daher sei eine Verkürzung der Zahl der wöchentlichen Unterrichtstage keine Lösung.