Sparkassenpräsident Thomas Mang warnt vor einer Stagflation in Niedersachsen. | Foto: SVN, Canva

Die 39 niedersächsischen Sparkassen sind, wie Sparkassenpräsident Thomas Mang am Dienstag erklärte, recht gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Bis vor kurzem hätten die Anzeichen sogar auf eine wirtschaftliche Erholung gedeutet. Doch Mang sagt auch: „Die bisherigen Prognosen wurden durch den Krieg in der Ukraine allesamt auf den Kopf gestellt. Im Februar lag der Preisniveauauftrieb im Euroraum bei 5,8 Prozent – und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Durch die noch ungewissen Auswirkungen des Krieges wird teilweise sogar schon von einer drohenden Stagflation gesprochen – und ich halte das auch nicht für unberechtigt.“ Stagflation bedeutet, dass die Preise steigen, ohne gleichzeitig eine wachsende Wirtschaft zu erleben.

Schon bisher sei eine „Explosion“ der Energiepreise bemerkt worden, der Abbruch von Lieferketten mache sich stark bemerkbar. Mang sagte, dass die Europäische Zentralbank ihrer zentralen Aufgabe, die Preisniveau-Stabilität zu gewährleisten, „nicht im angemessenen Maß nachkommt“. Auf die Frage, ob er mit einer Leitzinserhöhung rechne, sagte der Sparkassenpräsident, dass er bis vor wenigen Wochen schon darauf eingestellt gewesen sei. Inzwischen aber überlagere der Krieg alles andere – und schon kämen die Warnungen südeuropäischer Länder vor einem drohenden Abbremsen der Konjunktur. Daher sei er inzwischen skeptisch.

Embargopolitik gegenüber Russland ist „vollkommen richtig“

Mang betonte, dass die geplante Embargopolitik gegenüber Russland „vollkommen richtig“ sei. Derzeit stünden die wirtschaftlichen Folgen dieser Entscheidungen nicht im Vordergrund. Dennoch seien die Auswirkungen für die Energieversorgung und die ohnehin verschlechterten Lieferketten „eklatant“, auch wegen des erschwerten Zugriffs auf „Rohstoffe, die für eine Industrienation essentiell sind“. Die niedersächsischen Sparkassen und auch die Nord/LB seien kaum unmittelbar von Einschränkungen des Russland-Geschäfts betroffen, die Landesbank sei dort „so gut wie nicht engagiert“. Es gebe aber Folgeeffekte, etwa für die Zulieferfirmen. Es gebe Volkswirte, die einen Absturz des Bruttoinlandsprodukt-Wachstums „gegen Null“ erwarteten. Was die Auflagen für die Banken im Zuge der Sanktionen angeht, seien diese „schwer umzusetzen“, Zweifelsfragen würden zwischen den Kreditinstituten und der Aufsicht derzeit diskutiert.

Ein Problem sei auch die Frage, wie die aus der Ukraine nach Deutschland flüchtenden Menschen mit ihrem mitgebrachten Bargeld umgehen können – denn die ukrainische Währung dürfe bisher nicht von den Banken und Sparkassen in Euro umgetauscht werden. Die Vertriebenen könnten daher auch mit ihrer ukrainischen Währung keine Konten eröffnen, denn die Geldwäsche-Bestimmungen ließen das nicht zu. Hier hoffe er auf „einen Fingerzeig von der Bundesbank“, damit die Sparkassen nicht auf dem Risiko des bisher fehlenden Umtausches sitzen bleiben müssten. Ein hohes Risiko sieht Mang in „Trittbrettfahrern“, die den Krieg und die Flüchtlingswelle für eigene kriminelle Aktionen nutzen könnten – auch die Gefahr von Cyber-Attacken werde zunehmen.

Von der LBS Zentrale in Hannover aus werden rund 880.000 Bausparer in Niedersachsen und Berlin betreut. Das Unternehmen hat eine Bilanzsumme von 7,6 Milliarden Euro. | Foto: SVN

Landesbausparkassen vor der Fusion: Die Landesbausparkassen LBS Nord (zuständig für Niedersachsen und Berlin) und LBS West (zuständig für Nordrhein-Westfalen und Bremen) planen einen Zusammenschluss. Nach den Worten von Mang soll im Laufe dieses Jahres ein Staatsvertrag vorgelegt werden, der bei einer Fusion von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen nötig wird. Rechtlich solle die Vereinigung zum Jahresbeginn 2023 wirken, auch wenn für das faktische Zusammenwachsen noch längere Zeit benötigt werden sollte.