Start frei für neues Modell: Medizin-Assistenten sollen die Hausärzte auf dem Lande entlasten
Während in der niedersächsischen SPD/CDU-Koalition über die sogenannte „Landärztequote“ gerungen wird, kommt ein besonderes Modell im Emsland langsam aber sicher voran: Es sollen sogenannte „Physician Assistants“ (PA) ausgebildet werden, die dann als Hilfskräfte für die Hausärzte in ländlichen Regionen agieren sollen. Sie sollen besser qualifiziert sein als Pfleger oder Krankenschwestern, und sie sollen die Arbeit von Hausärzten entlasten, damit dieser Beruf wieder an Attraktivität beginnt. Schon vor einem Jahr hatte der Allgemeinmediziner Volker Eissing aus Papenburg sein Modell öffentlich präsentiert, in ersten Informationsveranstaltungen war das Interesse sehr groß gewesen. Doch die Umsetzung erwies sich durchaus als schwierig. Eigentlich hätte die Ausbildung schon im März dieses Jahres starten sollen. „Doch die Fördermittel der öffentlichen Hand sind nicht wie geplant geflossen, deshalb werden wir jetzt im Herbst beginnen“, sagte Eissing im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.
Das Modell sieht so aus: Je Studienjahr sollen etwa 35 Anwärter eine PA-Ausbildung an einer neuzugründenden medizinischen Akademie erhalten. Dieser Lehrgang dauert in der Regel sechs Semester, Studiengebühren von 500 Euro je Teilnehmer fallen an. Einen Tag in der Woche sollen die Studenten die Hochschuleinrichtung besuchen. Die Bewerber müssen kein Abitur haben, aber einen medizinischen Beruf erlernt haben und diesen mindestens zwei Jahre lang ausgeübt haben. Die Absolventen liegen dann in ihrer Qualifikation zwischen Krankenschwester und Assistenzarzt – und im Regelwerk der Bundesärztekammer ist klar definiert, was ihnen erlaubt ist. Sie dürfen mit dem Patienten reden uns eine Krankengeschichte aufnehmen, sie können Hausbesuche erledigen, Sprechstunden abhalten und auch im Labor arbeiten. Die erste Diagnose, soviel ist klar, muss der Arzt selbst vornehmen, er muss auch die primäre Therapie einleiten und die Medikamente verschreiben. Wenn es aber um die fortgesetzte Betreuung der Patienten geht, kann der PA einspringen – und den Arzt entlasten.
Ein Träger der Akademie sei mittlerweile gefunden
Eissing hat vehement für sein Modell geworben, musste aber feststellen, dass vieles in der Praxis nicht so einfach umzusetzen ist. Er braucht eine Hochschuleinrichtung, die einen Ableger im Emsland gründen und unterhalten kann. Ein solcher Träger sei mittlerweile „gefunden“, sagt der Papenburger Hausarzt, über Details will er noch nicht reden. Eine zunächst ins Auge gefasste Berliner Einrichtung konnte nicht aktiv werden, weil sie keinen Ableger in Niedersachsen unterhalten durfte. Geplant war zunächst auch, dass regionale Träger, etwa Kommunen, die Finanzierung der Studiengebühren für die ersten drei Jahrgänge übernehmen. Auch das stellte sich als schwierig heraus, sodass Eissing nun nach anderen Wegen sucht, wie er sagt. Die Kassenärztliche Vereinigung und auch die Ärztekammer, mit denen er seit mehr als einem Jahr im engen Kontakt steht, hätten das Modell ausdrücklich begrüßt. Die Kontakte zur Landesregierung seien ebenfalls vielversprechend.
Die Notwendigkeit gerade im Emsland beschreibt Eissing so: Fünf Ärzte in einem Ort seien älter als 58, zwei davon sogar älter als 70. Auch bei Fachärzten sei absehbar, wann die Praxis einen Nachfolger brauche. Die von der SPD unterstützte „Landarztquote“ sei keine Lösung, denn „Hausarzt auf dem Lande wird man nur aus tiefster Überzeugung und mit Leib und Seele“, sagt Eissing. Die „durch das Land angeordnete Zwangsverschickung“ sei nicht geeignet, Begeisterung für den Beruf zu wecken. Da sei es besser, ein Entlastungsmodell für den Hausarzt zu entwerfen – und das bestehe aus diesen PA-Angeboten.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #015.