Die Abstimmung ist beendet, das Ergebnis steht fest. Mit einer enormen Beteiligung lief in diesem Jahr die Wahl zum „Niedersachsen des Jahres 2023“ – und diesmal gibt es eine Besonderheit. Erstmals wird nicht nur Platz eins ausgezeichnet, sondern auch Platz zwei. Das liegt am Verlauf der Abstimmung: Unter den sieben Kandidaten sind zwei gewesen, die ziemlich nah beieinander gelegen haben – und beide waren mit weitem Abstand vor den anderen fünf, von denen wiederum keiner mehr als 5 Prozent der Stimmen erhalten hatte.

Tim Meyerjürgens | Foto: Tennet

Das Politikjournal Rundblick hatte sieben Bewerber kurz vor Weihnachten zur Auswahl gestellt, die Abstimmung lief dann bis Ende Januar. Insgesamt 12.701 Stimmen sind abgegeben worden, und auf Rang eins mit 43,7 Prozent liegt Tim Meyerjürgens, der Deutschland-Chef des niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet. Er bekam 5547 Stimmen.

Das Unternehmen Tennet engagiert sich beim Ausbau der Stromnetze, sucht engen Kontakt zu den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft. Dies geschieht nur vor dem Hintergrund enormer Veränderungen. Noch gehört Tennet dem holländischen Staat, ein Verkauf an die deutsche Bundesregierung ist aber geplant.

Minister Christian Meyer macht seinen Antrittsbesuch bei Tim Meyerjürgens, Chief Operating Officer (COO) des Stromnetzbetreibers Tennet. | Foto: Link

Die feste Absicht der Ampel-Regierung, in der sie auch von der CDU/CSU unterstützt wird, ist der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dazu sind auch erhebliche Investitionen in die Stromnetze nötig, geschätzt werden 300 Milliarden Euro bis 2045. Tennet ist zuständig für 14.000 Kilometer Leitungen in Deutschland.



Das ist ein wichtiger Teil der Aktivitäten dieses Unternehmens, und der 48-jährige Meyerjürgens ist auch im Gespräch für die Führungsrolle des Unternehmens, wenn es zum geplanten Verkauf an die Bundesrepublik kommt. Aktuell wird dieser Prozess nun von Unsicherheiten begleitet, denn die Bundesrepublik ist seit dem Karlsruher Urteil zum Bundeshaushalt im Herbst 2023 nicht mehr so liquide wie vorher, das könnte die Verhandlungen mit der niederländischen Regierung erschweren – zumal die Niederländer selbst vor einer neuen Regierungsbildung stehen.

Achtungserfolg für Carina Hermann

Der andere Teil ist, dass Meyerjürgens in den zurückliegenden Monaten mehr als einmal zu den Wirtschaftsführern in Deutschland gehörte, die vehement für eine Planungsbeschleunigung eingetreten sind. Er konnte immer auch anschaulich schildern, wie schwierig die Genehmigungspraxis hierzulande ist, allein für die Südlink-Trasse habe man „zehn Millionen Seiten“ Anträge und Schriftwechsel benötigt.

Carina Hermann | Foto: CDU

Auf Rang zwei mit 39,9 Prozent liegt die Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU-Landtagsfraktion, Carina Hermann aus Göttingen. Sie erhielt 5069 Stimmen. Die 39-jährige Juristin hat sich in den zurückliegenden Monaten seit der Landtagswahl im Herbst 2022 als schlagfertige und kompetente Oppositionspolitikerin an der Seite ihres Fraktionschefs Sebastian Lechner erwiesen. Hermann war vor 2022 nicht im Landtag, sondern hat Erfahrungen im Justizministerium und im Mitarbeiterstab der CDU-Landtagsfraktion gesammelt.

Die Rundblick-Redaktion hat sich entschieden, zwei Kronen zu verleihen, da die Abstimmung ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Meyerjürgens und Hermann war, wobei Meyerjürgens am Ende die Nase vorn hatte.

Die übrigen Bewerber verfehlten allesamt eine Fünfprozenthürde, wenn es diese denn gegeben hätte. So liegt der FDP-Landesvorsitzende Konstantin Kuhle bei 4,4 Prozent (558 Stimmen), Osnabrücks Landrätin Anna Kebschull (Grüne) bei 4,2 Prozent (536 Stimmen), Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) bei 3,9 Prozent (495 Stimmen), Bärbel Heidebroek vom Landesverband Erneuerbare Energien bei 3,3 Prozent (414 Stimmen) und Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft BCE, bei 0,65 Prozent (82 Stimmen). Mit den beiden Gewinnern der Titel „Niedersachse des Jahres“ und „Niedersächsin des Jahres“ führen wir in den nächsten Wochen Interviews, die dann im Politikjournal Rundblick erscheinen.