Thümler versichert: 50 Digital-Professuren sind dauerhaft finanziell abgesichert
Wissenschaftsminister Björn Thümler hat gestern die erste Runde für die 50 neuen Digital-Professuren, die in den kommenden drei Jahren an niedersächsischen Hochschulen geschaffen werden sollen, eröffnet. Jetzt haben die Universitäten und Fachhochschulen die Gelegenheit, bis Ende April Konzepte einzureichen. Eine wissenschaftliche Fachkommission entscheidet dann, wer den Zuschlag bekommen soll. Mit Geld unter anderem aus dem VW Vorab will das Ministerium dann dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Thümler legt Wert darauf, dass die Auswahl streng wissenschaftlich-fachlichen Kriterien unterliegt und das Ministerium dabei auf den Rat von Fachleuten vertraut. Angestrebt ist, die 50 Professuren nicht wie mit der Gießkanne über alle Hochschulen zu verteilen, sondern Schwerpunkte zu bilden. Hochschulen können bei Einzelausschreibungen bis zu acht Professuren für sich reklamieren. Bei Verbundausschreibungen, für die sich mehrere Hochschulen untereinander verständigen müssten, könnten bis zu 18 Professuren angefordert werden.
Thümler rechnet mit Interesse aus dem Ausland
In diesem Jahr beginnt das Land mit 17 Stellen, in ähnlicher Größenordnung kommen dann 2020 und 2021 die nächsten Ausschreibungen hinzu. Es geht um zehn Stellen nach W3 (rund 170.000 Euro im Jahr), 30 nach W2 (140.000 Euro) und zehn Junior-Professorenstellen nach W1 (90.000 Euro). Vor allem wenn es um die W3-Kandidaten geht, seien „besonders gute Leute“ nötig, hier lege das Ministerium Wert auf eine hervorragende Konzeption in jedem Einzelfall. Sofern alles reibungslos laufe und die zuständigen Kommissionen rasch entscheiden, könnten schon im Herbst die ersten Professoren ihren Dienst antreten. Thümler erläutert, dass es sich nicht nur um technische Disziplinen geht, sondern auch um sozialwissenschaftliche Komponenten. „Mindestens drei Professuren sollen sich mit der Ethik der Digitalisierung beschäftigen“, sagt Thümler – etwa mit der Frage, wer die Verantwortung trage, wenn ein selbstfahrendes Auto nach links oder rechts ausweichen muss und in beiden Fällen Menschen bedroht sind. Während der Bund 100 Professuren für künstliche Intelligenz ausschreiben wolle, die Finanzierung aber nur für bis zu sieben Jahre befristet sei und danach die Länder einspringen müssten, seien diese 50 Landes-Professuren auf Dauer im Haushalt abgesichert. Für dieses Jahr stehen dafür 2,9 Millionen Euro bereit, ab 2021 seien es 8,76 Millionen Euro jährlich. Für sechs Jahre stelle das Land zudem Geld bereit, um das Umfeld dieser neuen Stellen zu unterstützen.
Der Minister rechnet durchaus damit, dass Wissenschaftler aus dem Ausland Interesse an einer Professur in Niedersachsen haben könnten. Der Blick falle beispielsweise auf Großbritannien, wo einige Hochschullehrer nach dem Brexit versucht sein könnten, auf den Kontinent zu wechseln. Auch in den USA, meint Thümler, könnten viele geeignete Forscher wenig Vertrauen in die Haltung des Präsidenten Donald Trump zur Wissenschaftsfreiheit haben und möglicherweise interessiert sein, nach Niedersachsen umzuziehen. Die FDP-Hochschulexpertin Susanne Schütz erklärte, es müsse bei der Vergabe der Professuren Chancengleichheit zwischen allen Hochschulen und Fakultäten herrschen. „Wir werden hier noch einmal genauer nachhaken.“ Eva Viehoff (Grüne) erklärte, der Wissenschaftsminister betreibe mit seinem Konzept „Flickschusterei“. Sie bezweifelt, dass die neuen Professuren tatsächlich auf Dauer ausreichend finanziert sind.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #018.