(rb) Hannover. Nach der Auseinandersetzung über die finanziellen Folgen von Problemen und Fehlkalkulationen im Kultusministerium am Dienstagnachmittag im Zuge der Beratungen des Nachtragshaushalts 2015 ging es am Mittwoch im Landtagsplenum um die inhaltlichen Fragen, die den Bildungsbereich in den vergangenen zweieinhalb Jahren bewegt haben. Nach einem heftigen Donnerwetter aus den Reihen der Opposition über die „verkorkste“ Halbzeitbilanz in der Schulpolitik, das über Kultusministerin Frauke Heiligenstadt niederging, konnte sich die SPD-Politikerin über massive Unterstützung aus dem rotgrünen Lager nicht beklagen. Und sie selbst ist auch relativ unbeeindruckt geblieben. Sie hat den Titel der von der FDP beantragten Aktuellen Stunde („Hausaufgaben nicht gemacht, Prüfungen nicht bestanden und Klassenziel verfehlt – Ministerpräsident muss Kultusministerin entlassen“) kurzerhand umgedreht und der Opposition die Hausaufgaben vorgehalten, die CDU und FDP aus ihren eigenen Regierungszeiten der heutigen Kultusministerin unerledigt hinterlassen hätten. Das reichte vom „rechtlichen Chaos“ an den Ganztagsschulen, das ihrem Ministerium Besuch der Staatsanwaltschaft beschert hatte, über das „faktische Gesamtschulerrichtungsverbot“ und die „überstürzte Einführung des G8“ bis zur geringen Ausbauquote bei Krippenplätzen und einer aus ihrer Sicht mangelhaften Vorbereitung der Inklusion. In all diesen Problemfeldern habe sie gemeinsam mit der rotgrünen Koalition angepackt und „ordentlich aufgeräumt“, lobte die Heiligenstadt ihre eigene politische Arbeit. Nach Meinung des Bildungspolitikers der Grünen, Heiner Scholing, war in der ersten rotgrünen Halbzeit der Blick auf die gute schulpolitische Arbeit der Koalition verstellt durch die schulpolitische Debatte um die Mehrarbeit der Gymnasiallehrkräfte, die jede konstruktive Auseinandersetzung überschattet und auch das Schulleben an zahlreichen Gymnasien beeinträchtigt habe. Nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts, das er als „politische Niederlage“ bezeichnete, könne darunter nun ein Schlussstrich gezogen werden, meinte Scholing. Zu Wort gemeldet hat sich am Mittwoch auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), deren Vorsitzender Eberhard Brandt sich klar hinter die Kultusministerin stellte und sie dafür lobte, wie schnell es ihr gemeinsam mit der GEW, dem Philologenverband und anderen Verbänden gelungen sei, die richtigen Konsequenzen aus dem OVG-Urteil zu ziehen und die Planungen für die Besetzung von 150 zusätzlichen Gymnasiallehrerstellen voranzutreiben. Zweifel äußerte allerdings der Verband der Elternräte der Gymnasien, ob dies zum neuen Schuljahr noch gelingen kann. Dort wird mit massivem Unterrichtsausfall gerechnet.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #134.