Es bleibt trocken: Umweltminister Olaf Lies (SPD) will das Wasser besser verteilen - Foto: nkw[/caption]Zukünftig könnte daraus sogar ein Verteilungskampf entstehen. Denn neben der Trinkwasserversorgung, um die man sich keine Sorgen machen muss, benötigen auch die Landwirtschaft und die Industrie Zugang zum Grundwasser. „Das Problem ist da“, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) gestern anlässlich des Welttags zur Bekämpfung der Wüstenbildung und der Dürre. „Wir gehen mit einer angespannten Ausgangslage in den Sommer.“Lesen Sie auch: Agrarexperten mahnen: Der Klimawandel zwingt zu einer besseren BodenqualitätWie muss der Bauer auf den Klimawandel reagieren? Politik rät zur Zurückhaltung
Doch wie kann dieses Problem langfristig angegangen werden? Schon seit 2017 arbeitet eine Fachgruppe unter der Leitung des niedersächsischen Umweltministeriums an einem Wasserversorgungskonzept für Niedersachsen. Zunächst wird dabei geschaut, wo überall Wasser vorkommt und wofür es gebraucht wird. Wasserverbände, Ressourcenbewirtschafter, Landwirtschaft und Industrie haben dazu Daten zu ihrer jeweiligen Wassernutzung zusammengetragen. Rund 800 Millionen Kubikmeter Wasser werden in Niedersachsen jährlich aus dem Grundwasser entnommen, berichtete gestern der Umweltminister.[caption id="attachment_51458" align="alignnone" width="780"]
Aus Wetter wird Klima: Die Grafik zeigt, dass die Hitzesommer mehr werden. - Foto: nkw[/caption]Ein Großteil davon wird für die Trinkwasserversorgung genutzt, etwa 550 Millionen Kubikmeter, 250 Millionen nutzt die Landwirtschaft zum Beispiel für die künstliche Beregnung der Felder, etwa 100 Millionen Kubikmeter kommen in der Industrie zum Einsatz. Im Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) werden diese Informationen gesammelt, Fachleute entwickeln derzeit Prognosen, wie sich diese Nutzung bis 2030 und 2050 verändern wird. Als mit dieser Planung begonnen wurde, lagen die Trockenjahre 2018 und 2019 noch in der Zukunft – aber spätestens danach wurde deutlich, wie notwendig so ein neues Konzept geworden ist.Lies wirbt für neue Beregnungs-Technik
Zwar hat sich die Niederschlagsmenge an vielen Orten in Niedersachsen gar nicht verringert – im Gegenteil sogar. Aber die Trockenphasen im Sommer seien länger geworden, das Wasser verdunstete dadurch schneller und gerade in leichten Böden werde das Wasser nicht mehr so lange gehalten, um die landwirtschaftliche Bewirtschaftung wie gewohnt zu ermöglichen, erläuterte Ekkehard Fricke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.Eine mögliche Reaktion in der Landwirtschaft könnte es nun sein, den Pflanzenbau anzupassen. Andere Fruchtfolgen oder weniger intensive Kulturen könnten auch mit weniger Wasser auskommen. Doch das bedeute auch immer weniger Wirtschaftsleistung, betonte Fricke. Umweltminister Lies warb gestern auch dafür, die Beregnungsmethoden zu verändern, damit nicht mehr so viel Wasser verdunstet. Ein mögliches Beispiel dafür sei in Israel zu betrachten. „Die Herausforderungen, unter denen dort jetzt schon gearbeitet wird, werden auch auf uns zukommen“, sagte Lies.Wir können dankbar sein, dass zwei Generationen vor uns die Talsperren gebaut wurden.Eine weitere Option des neuen Wassermanagements könnte es sein, neue Speicherbecken (also Talsperren oder Stauseen) anzulegen. Lies schreckt offenbar vor diesem „massiven Eingriff in die Natur“ noch zurück. Doch er gab auch zu verstehen, dass die extremen Herausforderungen nach extremen Handlungen verlangten. „Wir können dankbar sein, dass zwei Generationen vor uns die Talsperren gebaut wurden“, sagte der Minister, denn sonst wäre das Versorgungsproblem jetzt schon viel größer. Langfristig müsse es aber die Möglichkeit geben, sowohl ein sehr großes Volumen Wasser aufzunehmen, als auch diese Mengen dann gezielt wieder abzugeben und damit die Grundwasserbildung zu fördern.
Denn insgesamt gebe es kein Mengenproblem beim Niederschlag, sondern ein Verteilungsproblem – sowohl zeitlich als auch räumlich. Während es im Winterhalbjahr zu viel Niederschlag gebe, reiche es im Sommer nicht aus. Zudem sei die regionale Verteilung der Wasserspeicherung sehr unterschiedlich. Wie Gunter Wriendt vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ermittelt hat, sind die Grundwasserstände vor allem im Geest- und Bördebereich sowie in den Mittelgebirgen stark gesunken, in den Marschregionen vor allem in West-Niedersachsen sei die Situation etwas günstiger.

