…ist seit langem in der Landesverwaltung tätig, und meistens hält sie sich auch strikt im Hintergrund. Die langen und ausführlichen Stellungnahmen sind sowieso eher nicht ihre Sache, sie mag es eher kurz und knapp. Sie kann als „Herrin der Zahlen“ gelten, und insofern steht sie auch für den aktuellen Haushaltsplanentwurf des Landes, den das Kabinett in dieser Woche beschlossen hatte, gerade. Die Niedersächsin der Woche…

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…heißt Martina Wethkamp, arbeitet als Ministerialdirigentin im niedersächsischen Finanzministerium und ist seit acht Jahren dort die Leiterin der Haushaltsabteilung. Somit gilt sie als „Herrin der Zahlen“, als Kopf einer Einheit, die den Überblick haben muss über Einnahmen und Ausgaben, bevorstehende Sonderbelastungen oder auch die Schätzungen des Verlaufs der Steuereinnahmen.


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Wethkamp fing einst an als Referatsleiterin für die Steuerschätzungen, war also immer an der Quelle der Informationen. Dann war sie jahrelang Stellvertreterin ihres Vorgängers Bernd Ellerbrock, der den Spitznamen „Graf Zahl“ hatte. Jetzt hat sie selber diese Rolle inne. In dieser Rolle musste sie jüngst die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise der Republik, einhergehend mit der Corona-Krise, steuern und bewältigen. Es verlief glimpflicher als befürchtet, und doch sagte sie in dieser Woche bei der Darstellung der Finanzabläufe des vergangenen Jahres:

2020 haben wir eine dramatische Entwicklung erlebt, die Steuereinnahmen brachen um 4,8 Prozent ein – und die Ausgaben gingen um 20 Prozent nach oben. Da ist es ein schwacher Trost, dass wir 1,9 Milliarden Euro weniger als befürchtet an Krediten aufnehmen mussten.

Die Diplomvolkswirtin hat ihr Handwerk an der Uni in Göttingen zwischen 1980 und 1985 gelernt, eine Karriere in der Landesverwaltung schloss sich an. Sie stammt aus der kleinen Gemeinde Hellwege im Landkreis Rotenburg-Wümme. Das Besondere an Martina Wethkamp ist ihre Art, die man typisch niedersächsisch nennen kann. Sie antwortet kurz und knapp, hat dabei manchmal auch einen trockenen Humor.

In den Stürmen der finanzpolitischen Debatten, die im Haushaltsausschuss zuweilen zu heftigen verbalen Zuspitzungen führen können, bleibt sie stets kühl und überlegen, antwortet als Autorität und wird für ihre Auskünfte parteiübergreifend geachtet. Man könnte sie als „cool“ bezeichnen – immer dann, wenn die Wogen hoch gehen und Wethkamp mit ein paar einfachen Sätzen die Aufregung wieder zu dämpfen versteht. Das sind dann meistens Hinweise auf Notwendigkeiten und pragmatische Schritte in der Haushaltspolitik.

Über den Haushaltsplan der Landesregierung für das 2022 und 2023 wird heftig gestritten, es gibt große Unzufriedenheiten und scharfe Vorwürfe. Vor allem die Gewerkschaften sind sauer, weil die von ihnen vehement geforderte Investitionsoffensive ausbleibt. Der Titel „Niedersächsin der Woche“ soll nun keine Auszeichnung für die Sachentscheidungen im Haushalt sein, die ohnehin die Politiker in der Landesregierung zu verantworten haben. Die Auszeichnung gilt der unbestrittenen fachlichen Expertise, die bei Martina Wethkamp und ihren Experten seit langer Zeit zu spüren ist – und die ihr im landespolitischen Geschäft eine Autorität verleiht, die längst nicht alle führenden Landesbeamten für sich beanspruchen können. Glückwunsch vom Politikjournal Rundblick dazu!