…gilt als profunde Kennerin der Corona-Pandemie. Sie ist den Problemen wissenschaftlich auf den Grund gegangen und hat in den vergangenen Monaten zuweilen drastische Schritte empfohlen, beispielsweise einen noch härteren Lockdown, damit das Virus völlig verschwindet. Immer wieder hat sie mit ihrer Haltung Widerspruch erzeugt und ist angegriffen worden. Oft auch deshalb, weil die in der Politik üblichen Sowohl-als-auch-Positionen bei ihr nicht vorgekommen sind. Die Niedersächsin der Woche heißt…

Foto: MPIDS/Peter Heller; Krone: GettyImages/ptasha

…Viola Priesemann, ist 39 Jahre alt, hat eine Ausbildung als Physikerin und leitet seit 2015 das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Sehr früh hat sie sich für eine europäische Strategie im Kampf gegen Corona eingesetzt, zu strikten Schutzmaßnahmen geraten und davor gewarnt, zu früh wieder zu lockern. Sie plädierte für klare Verhaltensregeln und lehnte zu viele Ausnahmen für bestimmte Bereiche ab. Jüngst hat Priesemann auf Twitter eine  Aussage von FDP-Chef Christian Lindner kommentiert, der in einem Interview behauptet hatte, die Kontaktbeschränkungen hätten sich in der Corona-Abwehrstrategie als nicht wirksam erwiesen, dies sei auch wissenschaftlich begründet:

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Mit dieser Erklärung wollte Lindner rechtfertigen, dass die kommende Ampel-Mehrheit im Bundestag die gesetzlichen Vorgaben zunächst so ändern wollte, dass den Bundesländern die Chance zur Verhängung von Kontaktbeschränkungen nicht mehr ermöglicht wird. Priesemann griff Lindners Aussage auf und wies diese auf Twitter strikt zurück. Sie schrieb:

„Kontaktbeschränkungen haben natürlich eine Wirksamkeit gegen eine Übertragung.“

Priesemann hat sich in dieser Woche außerdem noch einmal klar geäußert, nämlich in der Weise, dass allein die stärkere Impfung einen ausreichenden Schutz vor einer Ausbreitung der Corona-Pandemie biete. Es gehe um Impfungen derjenigen, die bisher sich noch geweigert haben – und um Auffrischungsimpfungen. Alle anderen Schritte, sagte sie, seien „nur Überbrückungsmaßnahmen“ und würden in ihrer Wirksamkeit längst nicht reichen.

Außerdem ist Priesemann diese Woche noch von Wissenschaftsminister Björn Thümler ausgezeichnet worden mit dem Wissenschaftspreis – in der Kategorie der Wissenschaftler „in der frühen Karrierephase“. Wenn jetzt noch die Auszeichnung des Politikjournals dazukommt, kann das ihrer Karriere nur nützlich sein.


Viola Priesemann im Rundblick-Archiv:

Kirchen verunsichert: Sollte es Präsenzgottesdienste zu Weihnachten geben?


Die Rundblick-Redaktion verleiht Viola Priesemann den Titel „Niedersächsin der Woche“, weil sie zum einen eine kluge und gradlinige Wissenschaftlerin ist, die wichtige Vorschläge zum Kampf gegen die Corona-Pandemie unterbreitet hat. Zum zweiten zeichnen wir sie aus, weil sie den Mut hat, auch in politische Debatten einzugreifen – so wie in diesem Fall, indem sie Lindner für seine Aussage zurechtwies. Tatsächlich war Lindner danach zurückgerudert und hatte ein Missverständnis über seine Äußerungen eingeräumt.